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Zweites Buch: V.
Probleme selber losen, den Zusammenhang der Gegenstände des—
ielben begreifen. Denn die exacten wie die rationellen Discipli—
nen, Grammatik, Logik und Dialektik, Rhetorik und Mathematik
sammt Astronomie galten hier wohl als verschiedene Fächer, aber
doch eines einheitlichen Ganzen. Gerbert lehrte nur Eine Wissen⸗
schaft, welcher als dem gemeinsamen Genus12) alles Wißbare
zugehört, — Ein System, in welchem dieselben Kategorien gelten.
Keine Disciplin ist der andern untergeordnet; selbst die Theologie
weder eximirt, noch die oberste, nur eine neben anderen 15). Wissen⸗
schaft und Philosophie!2) gilt als das Nämliche; was die eine
oder andere an wahren Erkenntnißsätzen ermittelt hatte, nicht als
eine nur menschliche Erfindung. Dieselben sind, in der Natur
der Dinge gefunden, göttlicher Art 18).
Und doch enthüllt dem Menschengeiste! — Nicht geheimniß—
volle Dinge, die eine übernatürliche Erleuchtung erforderten;
Lehren, welche für erfahrungsmäßig oder rationell beweisbar sich
erklärten, wurden daselbst mitgetheilt. Alles war darauf angelegt,
das Vertrauen zu der Sicherheit des natürlichen Wissens zu be—
festigen. Wer von der Evidenz des Calculs, von der Zweckmäßig—
keit der bisher unbekannten astronomischen oder mathematischen
Instrumente, von der Möglichkeit der Ausgleichung des methodi—
schen Beobachtens und Berechnens durch diesen Meister überzeugt
wurde, konnte der an der Erkennbarkeit der Wahrheit noch zweifeln?
— Und wenn sich zeigte, daß das Wissen nur so weit reiche als
das Gesetzus), daß es in tausend Fällen gefunden und durch die
Frfahrung bestätigt werde, wo blieb da noch eine Stätte für das
Dogma? —
Es ist unbestreitbar, wir haben nicht die geringste Kunde da—
»on, daß von Gerbert auch nur indirect dergleichen angetastet
oder umgedeutet wäre; vielmehr wird das Gegentheil — wie
sogleich zu zeigen sein wird — mehr als wahrscheinlich. Aber
folgerecht hätte doch Alles, was die Kirche als ein Uebernatürliches
oerkündigte, als eine incommensurabele, darum aber nur vorgestellte