Full text: Geschichte der religiösen Aufklärung im Mittelalter (1. Band)

91 
Unterrichts; an Celebrität und Frequenz ohne Zweifel die erste. 
„Ganz Athen schien daselbst wieder aufgelebt zu sein.“ Grade 
die strenge Zucht der Methode, in welche der neue Prior ein— 
weihte, übte einen eigenthümlichen Zauber. Die Jünger schätzten 
zinander nach dem Geschick in dem Gebrauche der logischen For— 
melns6); die Wahrheit selbst schien nach dem Syllogismus des 
Beweises bemessen werden zu sollen. Und doch war das nicht 
die Meinung des Meisters. Wohl hatte er die Vernunft über 
das ihr untergebene Machtgebiet, über die Mittel dasselbe zu 
erobern, aufklären wollen; aber nur, um desto entschiedener 
das Uebervernünftige davon abzusperren. 
Indessen grade dieser Dualismus war es, welchen der Rivale 
zu Tours im Namen der Aufklärung durch eine scharfsinnige 
Kritik zu erschüttern unternahm. 
Zweites Buch: XI. XII. 
VII. 
Berengar hatte in Fulbert's Schule in Chartres einst neben 
Hugo) und Adelmann?) gesessen und wie sie für den geliebten 
Meister geschwärmt. Gleichwohl folgte er dem unabweislichen 
Triebe seiner Natur, die Sicherheit der Ueberzeugung sich selbst 
zu geben 8). Forschungslust und kritisches Bedürfen hatten das 
erleichtert; die Pietät gegen den Erzieher, welche auch in gereif— 
ten Jahren noch unverkümmert war)) vielleicht erschwert. Er 
vollte auch später nicht hören, daß er ein Abtrünniger seib). Die 
aus Fulbert's) Munde so oft gehörte Mahnung, stets den Spu— 
cen der Väter zu folgen, durch keinerlei Neuerungen Anstoß zu 
geben, brauchte vielleicht nicht erst von Anderen in Erinnerung 
gebracht zu werden; er gedachte ihrer selbst, verstand sie aber an— 
ders als diejenigen, welche sich die Getreuen nannten. Die Mei— 
nung war, wie man scheint vermuthen zu dürfen, daß um ihr 
zgerecht zu werden grade die Prüfung dessen Noth thue, was 
für das von den Vätern Ueberkommene gelte. Vielleicht ist das
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.