Drittes Buch: II. III.
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Kirche selbst bedürfen auch sie, nur um neuen Stoff zur Parodie
zu gewinnen 8).
Dort steht das Haus Gottes, hier die Schenke“). Dort oben
locken die himmlischen Engel; hier unten blinkt der schäumende
Pokal. Also lasse man im Himmel beten für die fröhlichen Zecher
auf dieser Erde! — Die christlichen Mysterien galten wohl als
fromme Phantasien entzückter Seelen. Man gedenke ihrer, wenn
das Sterben nahet; in dem diesseitigen Leben feiert man andere.
Man gehe nur den Weg, welchen diese lustigen Wanderer einge—
schlagen haben, befreit von den Satzungen eines weltscheuen
Methodismus, von der Enge der Klostermauern nicht mehr um—
fangen; man versüße sich den Aerger über der Menschen Thorheit
durch die Würze der Satire, man schelte um so herzhafter auf
diese schlechte Welt, je mehr sie dazu herausfordert, und man wird
in ihr das finden, was die Kirche nur verheißt, aber nicht bietet,
— der Seele Seligkeit. —
II.
Jene altklugen Meister meinten das nicht, welche nach einem
Leben voll Saus und Braus sich endlich zur Ruhe gesetzt hatten
und weinerliche Vorlesungen hielten über die himmlische Be—
stimmung des Menschen. Unter Seufzern über die eigenen Miß⸗
griffe als sittliche Fehltritte der Jugend empfahlen sie Anderen
geistliche Zucht und geistliche Wissenschaft als die wirksamsten
Mittel den profanen Sinn zu bannen. Und doch lebte in diesem
»der jenem dieser Klagenden das alte Weltkind fort. Es ver—⸗
rieth sich in der nämlichen Rede, welche die geschehene Conversion
zekennen wollte. Der einen) erklärte sich für schuldig, dereinst
Liebeslieder gedichtet zu haben. Seit dem Eintritt in das Kloster
sollte das allerdings anders geworden sein. Aber nicht blos
ward fortgesetzt, was angefangen war; alle diese Frivolitäten
möglichst schamlos einzugestehen, machte dem alten Sünder