Full text: Natur und Gott

112 Pedeutung der Natur für die Religion. 
dieser Gedanke im israelitischen Prophetismus ausgebildet; hier, wo die 
Alleinherrschaft Gottes schon längst unumstößlicher Glaubenssatz war, 
mußte auch die Schöpfungsidee nur zu einem Mittel werden, diese Herr— 
schaft noch fester zu begründen, zu einem Ausdruck seines machtvollen Herr⸗ 
scherwillens, und je größer die Welt dem Menschen wird, desto höher erhebt 
fich über sie ihr Schöpfer. „Durch das Wort Jahwes ist der Himmel 
gemacht, und sein ganzes Heer durch den hauch seines Mundes.... Denn 
er gebot, da geschah's; er befahl, da stand es daiss).“ An sich ist solche 
unermessene Macht des Gottes nichts Neues, sondern alter Glaube in 
Israel, ja eine Grundannahme auch des heidnischen Götterglaubens, die 
man etwa durch Vorstellung besonderer Zauberkraft dem Verständnis 
näher zu bringen versuchte. Aber daß mit der Steigerung der Weltkennt⸗ 
nis Israels dieser Glaube Schritt hielt und daß die ganze unermessene 
Schöpfermacht auf einen Einzigen gehäuft, alles andere aber zu einem 
Machwerk seiner Hände erniedrigt wurde, macht die Eigenart der pro⸗ 
phetischen Religion aus. Auch beschränkt sie sich nicht darauf, einen ein— 
maligen Akt der Weltschöpfung anzunehmen, sondern schaut Gott in 
jedem Augenblick als den das Universum Schaffenden an. Sein Schöpfer⸗ 
wort erschallt zu jeder neuen Bildung, daß sie werdernso); er ruft jeder 
neuen Generation, daß sie kommeiso). Sein allgegenwärtiger, alles durch⸗ 
dringender Hauch (Geist) ist es, wodurch alle Kreaturen ihr Ceben haben; 
ohne ihn kehren sie zum Staube zurücktan). Durch sein Wort besteht 
allesis2). Mit seiner Kraft erfüllt er Himmel und Erde nss). Damit aber 
steht fest, daß er größer ist als alle Götter, ja als Schöpfer allein Gott 
über alle Keiche der Erde. Vor ihm und nach ihm ist kein Gott, sein 
Wille entscheidet souveränt4). 
Als erste Folgerung ergibt sich die Verwerflichkeit jeder Abgötterei; 
auch nur dem strahlenden Sonnenlicht eine Rußhand zuzuwerfen oder 
dem Monde, wenn er prächtig dahinwallt, muß der fromme Israelit 
als ein strafbares Vergehen wider den einen Gott erachtentnos); dem 
Schöpfer allein gebühren Ehre und huldigung, wie sie die ganze Schöp⸗ 
fung ihm erweistios). Allen Götzen und Götzendienern ist der Untergang 
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den Zustand der Welt abhängig vom „Wachen oder Schlummern des Gottes“ 
(S. B. E. 26, 1ff.). 188) Ps. 33, 6.9., vgl. Gen. IJ. 
180) Jes. 48, 13. Ps. 33, 19. 1800) Ps. 90, 3. Jes. 42, 5. 
101) hiob 34, 14f. Ps. 104, 29f. 
102) Sir. 43, 26. hebr. 3,3. Kol. 1, 17. 1903) Jer. 23, 24. 
i04) pf. 125. 95, 3. 2. Ag. 19, 15. Jes. 45, 10 ff.; 45, 9-12. 
100) hiob 31, 20- 28. 
106) 3. B. ps. 96. Pf. 19, 1ff. hiob 38, 1ff.
	        
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