Full text: Natur und Gott

118 Pedeutung der Natur für die Religion. 
merung aller weltlichen Hoffnungen wurde von den großen Propheten 
als Gottes Zorn empfunden. An Selbstanklagen einzelner wie eines gan⸗ 
zen Volkes fehlt es, zumal in schweren Zeiten, auch sonst nicht. Aber daß 
in der prophetischen Zeit Israel dauernd als sündiges Subjekt vor Gott 
erscheint, ist ein Unikum der Religionsgeschichte, das sich nur aus dem 
Zusammenwirken der schwierigen Lage mit dem sittlichen Feingefühl der 
großen Propheten erklärt. Der sitllichen Erhabenheit Jahwes steht der 
Mensch unter allen Umständen als Sünder gegenüber: „Fürwahr seinen 
Dienern traut er nicht und seinen Engeln mißt er Irrtum bei, geschweige 
den Cehmhüttenbewohnern, deren Sein im Staube wurzeltese).“ Diese 
ihrem sittlichen Idealismus entspringende Beurteilung des Menschen wie⸗ 
sen die Propheten in rücksichtsloser Bekämpfung der Schäden ihrer Zeit 
vor dem sittlichen Bewußtsein des Polkes nach. So wird die Bekehrung zu 
Jahwe das große, in der Zukunft liegende Ziel, das schließlich nur durch 
Jahwes Gnade erreicht wird. Er wird sein Gesetz in ihr Inneres legen 
und ihnen ins herz schreiben, ihnen einerlei Sinn und Wandel ver— 
leihen, ein neues herz schaffen und einen willigen Geist gebenes). Sol⸗ 
chen Herzen sind dann die Gebote nicht mehr schwer und drückend. Alles 
andere hintanstellend, trachten sie nach der Gerechtigkeit Gottes, suchen 
vollkommen zu werden, wie der himmlische Vater, in der Liebe, die immer 
bleibt, nach der befreienden Geistesnorm des in Christo Jesu pulsieren⸗ 
den Lebens?ss). Wenn so das Ziel eines heiligen, in Ciebe und Voll⸗ 
kommenheit seligen Gottesvolkes vor die Seele trat, war damit ein Siel 
gefunden, das nicht nur der Schöpfung würdig, sondern ihr überlegen 
war, ein Ziel, das für die Ewigkeit ausreicht, das aus Gottes Wesen, 
als Tiebe kundgeworden, sich mit Notwendigkeit ergab. Die Sicherung 
dieses Heilszieles und seines Wegbereiters, des Christus, geht darum der 
Grundlegung der Welt voraneo); ohne dies heil wäre es zur Schöpfung 
gar nicht gekommen. Darum ist die Schöpfung durch den Christus, der 
mit dem Logos der Philosophen gleichgesetzt wird, vermittelt, sie wird 
durch ihn dauernd gehalten und bewegt sich auf ihn hineo). In Cogos 
bzw. Brahma fand die Spekulation der Inder und Griechen den tragenden 
Grund des Weltalls. Diese göttliche Weisheit macht auch das Christen⸗ 
tum zum Mit!el und zur erhaltenden Kraft, zugleich aber zum Ziel der 
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236) Hiob 4, 18 . 
200) Jer. 31, 33. 32, 39; vgl. hes. 11, 19. 36, 26.-Pp. 51, 1221853. 
288) Mt. 11, 28f. 1. Joh. 5, 3. Mt. 6, 353. 5, 48. 1. Uor. 13,8. Römer 8,1. 
2a20) Eph. 1,5. 3,9. 1. Kor. 2,7. 2. Cim. 1,9. 1. Petr. 1, 20. Apc. 13,8. 
17,8. WB 
2405 1. Ror. 8,6. Kol. 1, 16. Eph. 3,9. hebr. 1, 2. Joh. 1,9. 10.
	        
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