122 Bedeutung der Natur für die Religion.
wirkungskraft wird heiligen Zeremonien und heiligen Erzählungen von
erfolgreichen Göttertaten zugeschrieben?s). Cbenso verhilft in Indien die
volle Beobachtung des Kitualgesetzes und die Kasteiung (Tapas) zu einer
allüberragenden Kraft, von der selbst die Götter für ihre Herrschaft
fürchten?se). Kurz es bildet sich ein Stand von heiligen Personen aus,
die im Namen und in der Kraft Gottes Wunder wirken. Damit aber
konzentriert sich gewissermaßen das Wunder auf heilige Personen, heilige
Bezirke, heilige Zeiten, und es bleibt ein profaner Bereich von größerer
oder geringerer Ausdehnung übrig, in dem die Dinge ihren gewohnten
Cauf nehmen. Neben dem geordneten Wunderapparat steht die Wahr⸗
sagung in festen Formen. Darüber hinaus steht es selbstverständlich
der Gottheit frei, durch besondere Unglücksfälle im Leben des Staates
oder der Familien ihren Willen zu vollziehen, durch Stein⸗ und Blut⸗
regen, Verfinsterungen der Gestirne, Mißgeburten und sonstige erschreck⸗
liche Zeichen ein allgemein wahrgenommenes Warnungssignal zu geben
oder den einzelnen durch Traum oder Vorzeichen auf den rechten Weg
zu weisen.
Neben dem Wunder findet der Zauber breiten Raum; in niederen
Religionsformen lassen sich beide nicht sondern, höchstens in der Unter⸗
scheidung guten und verwerflichen Zaubers bahnt sich die spätere Diffe—
renzierung an. Dagegen auf der Stufe der Gesetzesreligion wird von
den Wunderwirkungen, welche die Gottheit unmittelbar oder durch ihre
—X als eine eigene profane Kunst unter⸗
schieden. Auch er bedient sich gewiß, wo er kann, der großen Götter (und
dann ist die Differenzierung noch nicht vollzogen), aber seinem Ursprunge
gemäß doch vornehmlich der Dämonen und der Unterirdischen, die stets
in weit höherem Maße als die himmlischen dämonischen Charakter be⸗
halten haben; so sinkt er zu einer niederen Form herab, erfreut sich
aber gleichwohl, zumal er von Hause aus weit mehr auf das private
Interesse des einzelnen zugeschnitten ist, großer Beliebtheit. Ein inter—
essantes Verzeichnises) dieser „niederen Künste und Wissenschaften“ ent—
hält u. a. die Wahrsagung aus Naturerscheinungen und aus Gliedmaßen,
Berechnung des Lebensendes, Kenntnis der Tier⸗ und besonders der
Vogelsprachen, Eintreten der Sonnen⸗ und Mondfinsternisse u. dgl., der
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2600) Fur das babnlonische Gebiet vgl. 3. B. den Adapa⸗Mythus in der
Form D (Greßmann 35,538), Die Beschwörung der Mondfinsternis durch Marduk
33/ 34), den Schöpfungsmythus (28), das Gesicht vom Wüten Urras (71,75) u. a.
200) Vgl. Oldenberg, Mahabharata s. 52. 104f. 118 f.
262) Dighanikaya a. a. O. S. 14-21.
268) Ebenda S. 19, Anm. 3.