Full text: Natur und Gott

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Wunderglaube. 
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standskraft gegen eine widerstrebende Welt waren ihrer Umgebung ge⸗ 
wiß das eindrucksvollste Wunderzeichen Jahwes. Erst der große Prophet 
des Exils beruft sich auf den wunderbaren Zug Israels durch das Schilf— 
meer und auf seine Führung durch wasserlose Wüsteneien, um die hoff— 
nung auf neue, nicht minder große Gottestaten zu erwecken?a). Gewiß 
ist für Jahwe nichts zu wunderbar, nichts unmögliche's), aber das Suchen 
nach außerordentlichen Begebenheiten, die vom CLaufe der Natur abwei⸗ 
hen, liegt dem prophetischen Interesse ebenso fern wie der Frühzeit. Erst 
in der Überlieferung der Spätzeit über Israels Anfangszeit und die Zeit 
der ersten großen Prophetengestalten steigert sich das Wunder in seiner 
Massenhaftigkeit, Massivität und Singularität, nicht ohne hie und da 
zu einem fast magischen Akte zu werden?'s). Neben Krankenheilungen und 
Totenerweckungen⸗) finden wir hier auch Zeichen vom himmel here's). 
Ersichtlich ist es der Schöpfungsglaube, der in dieser wunderbaren Be— 
herrschung aller Kräfte und Formen der Natur seine letzte volkstüm⸗— 
liche Konsequenz zieht?o); freilich vollzieht sich die Ausbildung des Ge— 
dankens ganz in den oben analnsierten Lebensformen des polytheistischen 
Wunderglaubens. Ein Unterschied liegt nur insofern vor, als auf israeli⸗— 
tischem Boden alles, die gewohnte Ordnung des Geschehens wie das 
Außerordentliche, auf die Allmacht des einen Schöpfers zurückgeht. In 
diesem Sinn ist jedes Werk der Schöpfung, jeder unbegreifliche Vor— 
gang, mag er noch so oft sich wiederholen, ein Wunder Gottes?so). 
Das Urchristentum schließt sich in seiner Porliebe für das Wunder 
dem Spätjudentum an. Das gilt nicht nur von der volkstümlichen Über— 
lieferung der Cvangelien. Auch für einen Paulus ist das Allmachts⸗ 
wunder der Auferweckung Jesu Christi von den Toten von fundamentaler 
Bedeutungesi). Der vierte Evangelist stellt die Wunderwerke Jesu in 
Parallele mit den spezifisch-⸗messianischen Werken der Totenauferstehung 
und des Weltgerichtsese) und schmiedet eine Kette sich steigernder Macht⸗ 
2240) Jes. 43, 10ff; 48, 21; 51, 9f. et. 63, 11 ff. 
28) Vgl. Gen. 18, 14. hiob 42, 2. 
276) Vgl. die Wirkung, die von Elisas Gebeinen ausgeht oder das schwim—⸗ 
mende Eisen 2. Mg. 6, 6. 13, 21f. 
2) 1. Ag. 17, 21f.; 2. Xg. 4, 3a ff.; 6. 
218) 1. Xg. 18, 38. 2. Ag. 1, 10 ff. (Feuer vom Himmel). Jos. 10, 12f. (Still⸗ 
stand von Sonne und Mond). Jes. 38,8 (3urückweichen des Sonnenuhrzeigers). 
229) Das Wunder, das Unerhörte ist gleichsam eine neue Schöpfung (vgl. 
Num. 16, 30). 
280) 3. B. hiob 5, 9ff. Ps. 77, 10ff.; 89, 6ff.; 96, 3ff.; 98, 1. 107, 8ff. 
118, 23. 
281) Röm. 4, 17ff. 1. Kor. 15, 14ff. usw. 282) Joh. 5, 20- 29.
	        
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