170 Wissenschaftl. und relig. Naturanschauung in der Geschichte'
im Weltenraum umherwandelnde, beseelte Wesen, ähnlich den Engeln
auf; später identifizierte er sie mit den aus Paulus bekannten „Ele—
menten“ (Stoicheia) der Welt (Gal. 4, 3. Col. 2, 8. 20.) und stellte sie als
die von den Heiden nach göttlicher Zulassung angebeteten Götter dare!).
Diese Annahme geriet allerdings in Mißkredit und wurde später aus—
drücklich verurte'lt. Doch hat Augustin die Annahme einer Beseeltheit der
Gestirne gelegentlich ohne Mißbilligung angeführt und sie ist auch später
sporadisch vertreten worden (z. B. von Cajetan), oder man ließ wenig—
stens die Sternbewegung lieber durch Engel, als durch einen Himmels⸗
mechanismus sich vollziehen. Die zweite, sehr viel erheblichere Schwie—
rigkeit für die Sphärenlehre ergab sich aus der genaueren Schriftaus—
legung; sobald eine solche sich entwickelte, mußte man gewahr werden,
daß das Alte Testament eine eigene Auffassung besaß, die sich mit der
ptolemäischen nicht ausgleichen ließ.
Da war schon im Schöpfungsbericht selbst die Rede von der Veste (Firma—
ment), die eine Scheidewand zwischen den obern und den untern Wassern bilden
jollte (Gen. 1, 4-6). Wollte man diese Anschauung mit der Sphärentheorie aus—
gleichen, so mußte man das Firmament mit Gregor von Unssa das Gesamtgebiet
bis zum „Gotteshimmel“ (j. o.) umfassen, also die Gebiete aller Sphären einbegrei—
sen lassen oder ihm die sublunare Dunstsphäre zuweisen; alle hier möglichen
Nuancen der Interpretation haben auch dauernd Vertretung gefunden. Dem—
gemäß modisi ierte sich die Auffassung der oberen Wasser. Ging man davon aus,
daß es doch schon in der Saturnsphäre recht kalt sein müsse, so kam man zu einer
schicht von Eiskristall (so schon Josephus), hatte aber Schwierigkeit, diesen Kri—
stallhimmelss) (etwa über den ptolemäischen Sphären, so Albertus Magnus) unter⸗
zubringen; oder man hielt sich an die sublunare Wolkenschicht oder forderte
irgendwo eine Wasserschicht. Ließ sich immerhin das Firmament noch mit der
sphärenlehre vereinigen, so gelangten die syrischen Lehrer zu ihrer völligen Ab—
lehnung; sie entdeckten im Alten Testament die Worte vom himmelszelt und von
den Säulen, auf denen er ruht, Gedanken, die wohl in ihrer eignen Volksan—
schauung noch lebendig waren; auch sinden sie bezeugt, daß der Himmel fest und
unbeweglich stehe, aber Sonne und Mond sich an ihm her bewegenss); sie lehn—
ten daher die aristotelisch-ptolemäische Lehre von Sphären, an denen die Ge—
stirne festgeheftet sin solten, ab und gaben dem himmel statt der sphärischen eine
eckige Gestalt. Damit verband sich der Rückgang auf die primitive Auffassung der
Erde als einer scheibenförmig flachen, vom Ozean rings umflossenen Ländermasse,
die noch Tacitus geteilt und Plinius als viel umstritten bezeichnet hatte.
Indes drang schließlich die Sphärenlehre in modifizierter Form
durch, indem man zwar die Details der Himmelsmechanik auf sich be—
ruhen ließ, aber die sieben „Planeten“sphären und den sie umschließen—
8
um;
2*
e——
c
M
i
1047.
az de
Deit
Unde!
en
Finnt
Mono
Was.
geda
der;
esde
snd
tufe
—X
nuo
ener
ibett
ind
qa
J
ült
hid⸗
den
siene
89) De princip. 1, 7. c. Tels. V.
s6) Vgl. Elech. 1, 25f; Apk. 4,6; 15, 1; auch henoch 3,3; für oberhimm—
lische Wasser ziliert schon Origenes Psalm 148, 4.
s6) Jos. 10, 13; Jes. 38, 8.