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Volksglaube, Astrologie, Alchemie, Naturmystik. 183
kanntlich die Reformation bzw. die Trennung der Konfessionen nicht
Epoche. Auch der kirchlichen Kometologie wird erst durch Halleys Be⸗
rechnung der Bahn des Kometen von 1682 ein Ende gesetzt, der kirch—
lichen Meteorologie durch Franklins Ableitung des elektrischen Funkens
1752) usw. — Rurz, nicht die Reformation, sondern erst die Aufklärung
dildet auf diesem Gebiete die Grenzscheide zwischen der altkirchlichen
und der heutigen Auffassung. Nur insofern kann man jene Grenze gelten
sassen, als sämtliche Gedankenreihen und insbesondere auch die darauf be—
gründete kirchliche Technik bereits im Mittelalter ihre Ausbildung erfah—
ren haben, die Zeit der Kirchentrennung also wohl noch starke Aus—
wirkungen, aber nicht mehr die Neubildung solcher Gedanken und Prak—⸗
tiken zeigt.
Soweit die bereits vorgeführten Gedanken einfach weiterwirken,
ist es nicht nötig, darauf einzugehen, nur neu sich bildende Komplexe
sind kurz hervorzuheben. An erster Stelle sei hier seiner verhängnis—⸗
vollen Wirkungen wegen der in germanischem Volksglauben wurzelnde
hexenwahn mit den hexenprozessen genannt. Johannes v. Damaskus
und Agobard v. Lyon hatten noch die Zauberkünste als nichtig beurteilt.
Seit dem 13. Jahrhundert aber wurden die Teufelsbündnisse und Buhle—
reien der hexen als erwiesene Sache angesehen, wofür man sich auch
auf Augustiniss) berief. Innozenz VIII. verstärkt 1484 in einer Bulle
die Aufforderung, das Einschreiten der Inquisition gegen Zauberei aller
Art (die als mit Häresie verbunden galt) zu unterstützen. Der „Hhexen⸗
hammer“, zuerst 1489 gedruckt, gab die Anweisung zum Gerichtsver⸗
fahren. Damit wurde eine unheimliche Steigerung des Hexenwahns und
der grausamen Behandlung der angeblichen Hexen bewirkt, die bis ins
18., ja ins 19. Jahrhundert fortwirkte!as). Was hier vorlag, war vor
allem eine völlige Verkennung der Geisteskrankheiten und ihrer Phäno—-
mene, die schon in der alten Kirche auf dämonische Einwirkungen zu—
rückgeführt waren. Die Exorzismen, die seit alter Zeit geübt wurden,
führten naturgemäß in nicht wenigen Fällen nur zur Steigerung des
Ubels. Nachahmungstrieb und Suggestion riefen ganze Besessenheitsepi—
demien hervor, wie deren seit dem 11. Jahrhundert zahlreiche bezeugt
induo), Von einem vernünftigen Heilverfahren war keine Kede, im Ge—⸗
138) Die Literatur s. RP8, 30ff., auch in v. Orellis Artikel „ßSauberei und
Wahrsagerei“ RB 21, 612ff., namentlich 619f. Das Sitat Augustins s. de eirv.
Dei 15, 23.
1389) Üüber die heutige Auffassung der römischen Kirche s. Mirbt, Quellen zur
Geschichte des Papsttums 4. Aufl., S. 490f.
140) Vgl. White II 109ff.