212 wissenschaftl. u. relig. Naturanschauung i. d. Geschichte.
und die Pflicht, mit eigenen Augen zu sehen und die Wissenschaft zu
mehren, unzweideutig erwiesen. Allerdings hat es noch einen harten
Kampf gekostet, ehe gegenüber der gewohnten Geisteshaltung rein lite⸗
rarischen Studiums sich in den Einzelwissenschaften der neue Geist durch⸗
gesetzt hat. Am einfachsten ging es in den beschreibenden Naturwissen⸗
schaften her. Agricola hatte nur die in den deutschen Gebirgsländern
bereits vorhandene Kenntnis der Metalle, Mineralien und Gesteine,
sowie der metallurgischen Prozesse zusammenzufassen (1646-1556), um
den Grund zu Wissenschaften zu legen, die dem Altertum fast gänzlich un—
bekannt geblieben waren. Die Notwendigkeit, die Botanik auf eigene
Füße zu stellen (womit schon Albertus begonnen hat) ergab sich daraus,
daß bei der bedeutenden Verschiedenheit der Floren Griechenlands und
Deutschlands die von den Alten beschriebenen Pflanzen nur zum klein—
sten Teile bei uns gefunden werden konnten?u4). Cine von den Fabeln des
Physiologus bereits stark gereinigte Geschichte der Tiere ließ Geßner
seit 1551 erscheinen. Die Unabhängigkeit von Galenus erkämpfte An—
dreas Desalius, der Neubegründer exakter anatomischer Forschung, dessen
Werk „über den Bau des menschlichen Körpers“ (1543) auf gründlicher
anatomischer Kenntnis desselben beruhte, während Galen sich nur auf
Zergliederung von Tieren hatte stützen können. Nicht ebenso sichere und
zuverlässigeeis) Pahnen vermochte der „Cuther der Medizin“, Paracel-
sus?ie) (f 1541) zu weisen, doch hat er für das Studium der Natur, nicht
bloß der Literatur, sich voll eingesetzt und besitzt einen genialen Blick
für den Verlauf des organischen Lebens. Die Krankheit betrachtet er als
einen lebendigen, den Gesetzen des Organismus unterworfenen Vor⸗
gang und für die Verbesserung der Pharmazie und ihrer chemischen
Grundlage hat er viel getan, so daß man ihn als Begründer der iatro—
chemischen Forschung bezeichnen kann. Wie alle diese bahnbrechenden
Ceistungen durch eigene Beobachtung, verbunden mit der übermittelten
antiken Erkenntnis und an diese anknüpfend zustande gekommen sind,
so auch die epochemachende Tat von Kopernikus, durch welche das antike
Weltbild an einem wichtigsten Punkle zerstört wurde. Doch ehe wir uns
der näheren Untersuchung dieser astronomischen Keform und ihrer Fol⸗
gen zuwenden, ist es angemessen, der großen Umwälzung im Geistes—
leben zu gedenken, welche auf die Reformation zurückgeht.
Kein Zweifel, daß in die Keihe jener Bewegungen, die dem Geiste
neue Bahnen eröffneten, auch die Keformation zu stellen ist. Die Rück⸗
214) Die ersten derartigen Werke erschienen von Brunfels 1532, Hieron. Bock
1539, Ceonh. Fuchs 1542.
216) S. oben S. 188. 216) E. Strunz, Theophrast. Paracelsus, 1903.
stt!.
—
—
—
——
F
L
—AA
*5J
X
c.
p 7
V
x8
—*X
J
5*
Iν
*1*
A
tic.
2.,.
be
074.
f72.
*28
K!L.
XEE..
—7
ür
—8
Ritde
ketr.
nunm.
befte
densp
Anzw
e
nch
Adr
Ne.
—
R