Von Kopernikus zu Newton. 217
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9. Von Kopernikus zu Newton.
RKopernikus?es) ist von den griechischen Astronomen, insbesondere
Ptolemäus abhängig, aber zugleich durch die Ergebnisse späterer astrono—
mischer Beobachtungen, die zu Verbesserungen?e?) der ptolemäischen Tafeln
geführt hatten, zu ihrer Kritik befähigt. Pythagoräisch-platonischen Ge—
danken folgend, ist er von der höchsten Vollendung und Gleichförmigkeit
der Bewegungen der himmelskörper überzeugt und versucht, die immer
komplizierter gewordene Theorie dieser Bewegungen zur Einfachheit zu—⸗
rückzuführen, indem er, antiken Annahmen folgend, die Erde bewegt
denkt. Er ist nicht der erste, der in der Neuzeit diesen Gedanken wagt;
schon Nicolaus v. Cusa nimmt eine wirkliche Bewegung der Erde (und
zwar ein dreifache) an, von der wir nur deshalb nichts bemerken, weil
wir eine Bewegung nur durch den Vergleich mit etwas Unbeweglichem
wahrnehmen?e); auch Lionardo da Vinci hat bereits die Erde als einen
Stern ähnlich wie der Mond betrachtet?s), Was aber Kopernikus über
diese Vorläufer weit hinaushebt, ist die systematische Vollendung, die er
in dreißigjähriger Arbeit seinem Werke gegeben hat und die Verbindung
mit allen Daten und Problemen der Astronomie, so daß es mit dem
System des Ptolemäus erfolgreich zu konkurieren vermochte. Physika—
lische Beweise für die Drehung der Erde, wie sie später der Foucaultsche
Pendelversuch gebracht hat, oder für ihre Fortbewegung, wie sie aus
der Aberration des Lichtes und aus der zuerst durch Bessel festgestellten
Veränderung des Ortes der Fixsterne (infolge der jährlichen Erdbewe—
gung) sich ergeben, vermochte Kopernikus noch nicht zu liefern. Dem Ein—
wand, der sich gerade aus dem scheinbaren Mangel solcher Ortsverände—
rung ergab, konnte er nur die, später bestätigte, Ansicht entgegenstellen,
daß der Durchmesser der Erdbahn gegen die Entfernungen der Fixsterne
verschwindend klein sei. Für seine Theorie machte er nur ihre Einfachheit
geltend. Es ist wahrscheinlicher, daß die Erde sich um ihre Achse dreht,
als daß alle Planeten mit ihren verschiedenen Entfernungen, alle her—
umschweifenden Kometen und das unendliche Heer der Firxsterne dieselbe
223) Eingehender von mir gewürdigt R.E. 24, 198 -202; daselbst 8. 195 die
wichtigsten Citeraturangaben. Den Nachweis kopernikanischer Gedanken in der
Scholastik hat namentlich P. Duhem, Ttudes sur Léonard de Vinci (1-3 série
1900—- 1913) zu bringen versucht; vgl. auch Baumgartner-Uberweg S. 571.
620. 625.
229) Neben den alfonsinischen Tafeln (1252), welche wesentlich auf der Astro—
nomie der Araber fußen, sind namentlich die von Regiomontan zu nennen (1473).
225) De doct. ignor. II 1-2.
226) Max Jacobi, Nicolaus v. Cusa und Lionardo da Vinci, 2 Vorläufer
des Nic. Coppern. Altpr. Monatsschr. Bo. 39 h. 3-4.