220 Wissenschaftl. u. relig. Naturanschauung i. d. Geschichte.
melswelt und ihrer Unvergleichbarkeit mit irdischen Vorgängen, die schon
vorher durch den 1572 neu auftauchenden Stern in der Cassiopeja und
den neuen Stern im Bilde des Schlangentreters (1605), der in Jahres⸗
frist wieder verschwand, einen starken Stoß bekommen hatte. So ergab
sich, daß überall in der Welt ein natürliches Geschehen stattfindet und
daß der himmel hierin keine Sonderstellung einnimmt. Ja Galilei wollte
es überhaupt nicht mehr gelten lassen, daß die Eigenschaften des Un—
wandelbaren und Unveränderlichen als etwas Vornehmes und Vollkom—
menes gelten und im Gegensatz dazu die Veränderlichkeit als elwas Un—
vollkommenes.
Eine ganz andere Geistesart, als das mathematischeinduktive, über⸗
all auf Empirie gerichtete Verfahren Galileis, das bereits dem heutigen
wissenschaftlichen Typus nahesteht, zeigt Keplers oft überkühne, speku—
lativ⸗theologische Gedankenbildung. Sein mit Leidenschaft erfaßtes Stre—
ben geht darauf hin, in der Weise von Pythagoras und Platon die Welt⸗
harmonie aufzudecken, in der Natur einfache, aber zahlenmäßig darstell⸗
bare harmonien zu finden. In seiner Erstlingsschrift, dem Mysterium
Kosmographicum (1596) glaubte er, zeigen zu können, daß die fünf
regelmäßigen Körper die Urform des Kosmos bilden; beschreibt man
3. B. um die Sphäre der Mars-Bahn ein Tetraeder und um dieses eine
neue Kugel, so erhält man die Bahn des Jupiter usw. Die ursprüngliche
Vollkommenheit dieser ruhenden FSorm wird allerdings durch die Bewe—
gung modifiziert, aber aus dieser folgt eine neue Harmonie, die musika—
lische, wobei Saturn und Jupiter den Baß, Mars den Tenor, Erde
und Venus den Alt und Merkur den Sopran singen, so daß ein vollstän—
diges Konzert entsteht. Zum Glück wurde ihm das umfangreiche und
sehr exakte Beobachtungsmaterial, das Tycho de Brahe zusammenge—
bracht hatte, zur Verfügung gestellt, und er hatte Gelegenheit, an der
Mars-Bahn, die vom Kreise beträchtlich abweicht, die innern Entwürfe
seiner Phantasie mit der Erfahrung zu vergleichen und dabei seinen
mathematischen Scharfsinn zu erproben. Durch mühevolle Kechnungen
fand er nunese) die beiden großen Gesetze, durch welche die neue Astro—
nomie sich von der alten definitiv unterscheidet. Nicht in Kreisen, wie
noch Kopernikus angenommen hatte, bewegen sich die Planeten, sondern
in Ellipsen, deren einer Brennpunkt die Sonne ist. Während die Alten
sich die Bewegung der Planeten nur als eine gleichmäßige vorzustellen
vermocht hat en, ahnte er schon früh, daß die Schnelligkeit der Planeten
von ihrer Sonnendistanz abhängig sei; auf Grund der Mars-Peobach—
) vol. Astronomia nova seu Physica coelestis tradita commentariis de
motibus stellae Martis 1609.
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