Full text: Natur und Gott

240 Wissenschaftl. u. relig. Naturanschauung i. d. Geschichte. 
Brechung des einheitlichen ewigen Lichtstrahls in zwei (oder mehr, evtl. 
unendlich viele) Strahlen nur für einen endlichen Intellekt Wahrheit 
haben soll, für das unendliche Wesen aber, das sich in seiner Einheit 
erlebt, keine, oder ob für dieses die geteilten Strahlen in eine Einheit 
zusammengehen, aber doch so, daß sie zugleich in ihrer Vielfältigkeit be— 
wußt bleiben?ss), jedenfalls ist durch die Beziehung auch der Ausdeh— 
nung als des Möglichkeitsgrundes der Körperwelt auf die unendliche 
Ssubstanz selbst diese zur Natur in engste Verbindung gebracht, so daß 
der Gottesgedanke, womit von jeher (mit Vorliebe aber auch bei Spizona 
selbstesc) das Geistige des unendlichen Wesens bezeichnet ist, mit der 
schaffenden Natur (natura naturans)sss), der man die Beziehung auf 
Räumlich⸗Zeitliches nicht nehmen kann, der Sache nach zusammenfällt. 
Damit ist die berühmte Theorie des Parallelismus?se) von Geist und 
Natur erreicht, der sich durch die ganze Schöpfung hindurchzieht, übrigens 
das Rätsel nicht löst, sondern nur in die Gottheit, dieses Wunder aller 
Wunder, zurückträgt und in ihrer Einheit seine Lösung finden läßt. Als 
Ausdehnung ist das unendliche Wesen Bedingung alles Seins, als Denken 
Bedingung aller Denkvorgänge. 
Jedes von beiden Gebieten ist in sich unendlich, so daß es einen 
Übergang von einem zum andern, eine Wechselwirkung beider nicht 
geben kann; der Intellekt bleibt in allem Naturgeschehn als innere Ein⸗ 
heit erhalten, aber er bleibt stets rein immanent. Auch ein Einfluß 
des unendlichen Wesens auf das Einzelne muß außer Betracht bleiben. 
Gott kann kein einzelnes Wesen lieben; nur die unendliche Modifikation, 
die ganze Natur folgt unmittelbar aus ihm, das Einzelne nur durch un— 
endlich viele Mittelglieder; weil stets durch ein anderes bedingt, also ge— 
zwungen, ist das Einzelne als einzelnes ein zufälliges?s), Wunder hatte 
schon der Geist des Descartesschen Systems nicht zugelassen, aber erst Spi⸗ 
nozas Naturbegriff hat sie unmöglich gemacht, und er zuerst hat im 
theologisch⸗politischen Traktat eine weithin wirkende Kritik des über— 
lieferten Wunderbegriffs geboten. Erst bei ihm ist, ohne daß er zu der 
verzweifelten Auskunft des Materialismus gegriffen hätte, den Geist 
zu leugnen, das Reich der Körperwelt als ein in sich geschlossenes Ganzes 
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288) Letzteres erscheint überwiegend wahrscheinlich, weil „unendlicher“ Attri⸗ 
bute nur die unendliche Substanz selbst sich bewußt sein kann. 
est) Ouod formaliter est in natura objective (d. h. ideal) est in Deo. 
286) Vgl. h. Siebeck über natura naturans und naturata (Rrch. s. Gsch. d. 
III 370- 78). 
286) II prop. VII ordo et connexio idearum idem est ac ordo et connexio rerum. 
287) V pr. 19.; II 31. 
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