Full text: Natur und Gott

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Die Leibnizsche Synthese und die Aufklärung. 245 
und das er insbesondere Newtonianern gegenüber zu verteidigen hat, als 
von einem allgemeinen Weltgesetz aus macht Leibniz die Anwendung 
auf die Konstruktion der einfachen Substanzen. Diesen muß als Kom— 
pensation der Trägheit oder Passivität, (wie sie der prima materiaess) 
eignet) auch eine Kraft, ein aklives Streben (Spannkraft) beigelegt 
werden. Mit einem solchen, den Substanzen vom Schöpfer eingedrückten 
inneren Gesetze sind wahre Substanzen gegeben, ohne diese gesetzmä— 
hig wirkende Kraft nur Phantasmen; die richtige Würdigung der Sub— 
stanz bedeutet also die Widerlegung Spinozas. Einfache Substanzen, d. 
h. Monaden sind „die wahren Atome der Natur und mit einem Wort 
die Elemente der Dingesoc)“. Aber mit dem Bisherigen ist doch nur der 
erste Ansatzpunkt der Monadenlehre gegeben. Die Erwägung der un— 
endlichen Teilbarkeit alles Räumlichen führt weiter zu der Folgerung, 
daß einfache, mithin unteilbare Substanzen unräumlich, also „metaphy— 
sische Punkte“ sind, wie die Seelen gedacht werden; da ihnen auch hand⸗ 
lungsfähigkeit, also eine Entelechie, ebenso wenig abzusprechen ist, wie 
unserm Geiste, so führt die Konsequenz dazu, die unteilbaren Substanzen 
als Seelen oder doch solchen analog anzusehen und ihnen Perzeptio— 
nen und Triebe beizulegenẽoi), d. h. eine Allbeseelung der Natur anzu— 
nehmen; selbstverständlich ist nicht an die Cintragung menschlicher See— 
lenvorgänge in die Monaden gedacht, sondern an einfachste Vorformen 
dieser Vorgänge, so wie etwa das Tosen des Meeres, wie wir es wahr— 
nehmen, sich aus den Geräuschen aller einzelnen Wellen zusammensetzt. 
demonstratio). Auch die Erhaltung der Quantität der Richtung hat Leibniz erkannt 
und hat ein allgemeines Gesetz der SZusammensetzung der Bewegungen (1693) ge— 
geben. Vgl. die Ausgabe von Erdmann s. 510 bzw. 108. 133. 7072. Damit wurde 
die Auffassung von Descartes, daß der Geist die Kich'ung der körperlichen Bewegung 
verändere, ohne ihre Quantität zu beeinflussen, hinfällig. Die Annahme, daß beim 
unelastischen Stoß die Kräfte nicht zerstört, sondern unter die kleinen Teilchen 
zerstreut sind, wird z. B. gegenüber Clarke geltend gemacht (a. a. O. S. 775, 99). 
den Satz, daß die Abhängigkeit der Welt sich in einer Abnahme der Kraft 
auswirken müsse, lehnt C. ab und vertritt vielmehr die Annahme, daß diese Ver— 
ringerung eine Verringerung der Weisheit des Weltschöpfers involvieren würde; 
ogl. a. a. O. 750, 13. 775, 100. 
299) Das Material, das die Alten mit Kecht ein privativum genannt hätten 
(ogl. oben s. 197 s.), setzt er der von Kepler erkannten natürlichen Trägheit gleich. 
Wie das schwer belastete Schiff im gleichen Fluß langsamer abwärts fährt als das 
leichte, so wird durch das Maß der natürlichen Trägheit die Vollkommenheit ge— 
hemmt, die Gott den Kreaturen mitteilt. 668, 70 - 72. 
300) Vgl. namentlich 156-58. 440. 658, 70 - 72. 705, 3 usw. 
son) Vgl. 126. 157. 441. 714. 720. UÜUber die Bedeutung der petites per-— 
ceptions 3. B. 147.
	        
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