246 Wissenschaftl. u. relig. Naturanschauung i. d. Geschichte.
handelt es sich aber gleichsam um Seelensubstanzen, so bieten sich unge—
sucht zu ihrer näheren Charakterisierung zwei Gesichtspunkte dar, die,
aus der Antike stammend und im Christentum fortgepflanzt, von Leib⸗
niz früh erfaßt und ihrer Bedeutung chl gewürdigt sind, die Ideen der
Individualität und des Mikrokosmos. Vom Individuellen handelt seine
erste Arbeit, wo er?oe) nachweist, daß, was existiert, durch sein Dasein
selbst (tota entitas) individuell ist. Es wird später ein leitender Ge⸗
danke für ihn, daß es in der Natur nichts vollkommen gleiches gibt?os);
damit ergibt sich von neuem der Begriff von EAtomen, die an sich un⸗
unterscheidbar sein sollen, als Chimäre. Mit dem Gesichtspunkt des In—
dividuellen wird in geistvoller Weise die Idee der Universalität der Mo—
nade verbunden, indem die Monaden als Spiegel des Universums ge—
dacht werden, das jede von ihrem Standort aus bis ins Unendliche
abspiegelt, so daß man jede geradezu ein Universum im Kleinen nennen
kann?oi). Die Spiegelung ist freilich nur ein Bild, denn die Monaden
haben (wie die Atome) keine Fenster, durch die von außen her etwas
hereintreten oder ausgehn könnte; sie sind vielmehr „lebendige“ Spiegel;
in ihren innern Zuständen spiegeln sie (mit mehr oder minder Deut⸗
lichkeit) den Zustand des gesamten Universums ab, so daß ein Allwis—
sender aus ihrer Vergangenheit und Zukunft die Geschichte des Uni—
versums ablesen könnte. Damit ist der Grundgedanke der Leibnizschen
— VV— Mikrokosmos,
deren wissenschaftliche Erkenntnis die Forschung der Neuzeit charabkte—
risiertos), miteinander aufs engste verknüpft.
So ist das All in Geistesgeschichte verwandelt, genauer gesagt in
eine Geschichte einzelner Seelen, die durch andere völlig unberührt blei⸗
ben, aber insolge einer wundersamen, ursprünglichen Anordnung des
Schöpfers in ihrer Cigenart das Universum repräsentieren. Alles, was
es an gemeinsamer Geschichte gibt, ist mit dieser Anordnung begründet
und zugleich durch sie bis ins letzte Detail festgelegt. Es ist nicht leicht
zu sehen, wie sich mit diesem hochgesteigerten Idealismus die Betonung
der Mechanistik verträgt, die bei Leibniz in gleicher Weise wie bei Des⸗
cartes, Spinoza und andern Denkern der Neuzeit hervortritt. Eine solche
Vermittlung läßt sich natürlich nur auf dem Wege des Phänomena—
lis muszoi) erreichen und ihn schlägt denn auch Leibniz einscs). Der
J — wie früher. die Nominalisten, s. oben 8. 198f. J
sos) Vgl. besonders s. 277f. 766,2.
300) 3. B. s. 680f. 725. 746. 720. 30) 705. 746. 806) 663, 1415.
302) ,Phãnomena oder Erscheinungen, welche in meinem Geiste existie⸗
ren“ 442.
sos) Doch ist er, wie es scheint, erst nach Vollendung der Monadenlehre, um
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