Full text: Natur und Gott

248 Wwissenschaftl. u. relig. Naturanschauung i. d. Geschichte. 
die „Ordnung“ der Existenz der Dinge in ihrer Gleichzeitigkeit, die Zeit 
ist die Ordnung und die Quantität der Veränderungen“ der Dinge. 
Gäbe es keine Kreaturen, so gäbe es auch keine Zeit und keinen 
Raumẽis). Die Teile des Raumes sind nur durch die dort befindlichen 
Dinge bestimmt und unterschieden; in dieser konkreten Auffassung, relativ 
zu den Dingen, haben Kaum und Zeit ihre Quantität und ihr Maß. 
Es gibt mithin keinen Raum, wo es keine Materie gibt; Orte (place), 
Wege (traces), Räume bestehen nur in der Wahrheit der Beziehungen 
wischen den Dingen und lassen sich ohne die Voraussetzung von unbe⸗ 
weglichen Dingen nicht bezeichnen. Ebenso gibt es keine Bewegung, wenn 
es keine „beobachtbare Verändecung“ gibt; absolute Bewegung 
läßt sich mathematisch nicht bestimmen, da hier alles auf Beziehungen 
hinausgeht. Auch von vollkommener Ruhe der Rörper läßt sich, wenn 
— —— Materie unterscheiden sich 
wie Zeit und Bewegung, sind aber untrennbarẽic). Wie Raum und Zeit 
und Bewegung, ist auch die Masse nur ein Phänomen, das aus den 
Monaden resultiert, wie der Regenbogen aus den Lichtbrechungen der 
Regentropfen. Die Körper und ihre Ausdehnung sind phänomenal, real 
allein die Monaden; ihre Vereinigung aber wird lediglich durch das 
wirken der percipierenden Seele im Phänomen hergestellteir). Ebenso 
wird schließlich auch die kausale Wechselbeziehung (der influxus physicus) 
phänomenal. Eine solche Wechselwirkung der Monaden bleibt unver—⸗ 
ständlich, ist auch überflüssig; warum soll eine Monade der anderen 
geben, was sie bereits besitzt? Denn ihrer Natur nach trägt ihre Gegen⸗ 
wart schon ihre Zukunft in sich und aus einem läßt sich alles ent⸗ 
nehmensis). 
Aber nichts liegt Leibniz ferner als die Absicht, die Körperwelt in 
bloßen Schein aufzulösen; er hält vielmehr daran fest, daß 1. die Phäno⸗ 
mene den Modifikationen (nicht den Attributen) der Substanzen selbst 
entspringen und daß 2. ihre Realität durch ihre innere gesetzmäßige 
Verbindung sich von der Illusion des Traumlebens deutlich abhebt. 
Wenn man auch besser vermeidet, von körperlichen Substanzen zu 
sprechen, so sind doch die Arten (species) der Dinge nicht illusorische 
Träume oder Fabeleien nach Art der Faustsage, sondern wahre Phäno⸗ 
mene, wie es der Kegenbogen ist oder species wie die Sarben. Wollte 
man hier von Träumen reden, so sind es doch jedenfalls dauernde und 
a218)4 441. 766 ff. 827-29. 33. 36ff. 54. 67. Uber die Seit 770,55 ff. 
316) 128. 762, 47 (Schlußsatz). 52. 62. 106 vgl. 752, 4-6. 
317) 456. 462. 680 f.; doch vgl. das über den Organismus zu Sagende. 
318) 728, vgl. schon 157. 
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