272 Wwissenschaftl. u. relig. Naturanschauung i. d. Geschichte.
Stimmen der Natur gleich Siegfried...“. Gilt das, wie die Iphigenie
zeigt, selbst für die Zeit der ItalienKeise, so setzt mit dem stärkern Ein—
fluß Kants und Schillers, der sich vor allem in der Verstärkung des ethi⸗
schen Pathos, auch in der Vertiefung der Problematik der Naturs) aus—
wirkt, ein allmähliches Zurückstreben zum Christentum ein, das zu ver⸗
tiefter Anerkennung auch der Erlösungsidee der ewigen Liebe (in be—
kannten Ausführungen des Faust und Wilhelm Meister) führteos); „an⸗
betende Chrfurcht gegenüber der Person Christi“ erklärt der Dichter
—
Aber diese „göttliche Offenbarung des höchsten Prinzips der Sitt⸗
lichkeit“ schließt für den Dichter andere Offenbarungen und Gegen—⸗
stände seiner Anbetung nicht aus. Denn die christliche Gottesvorstellung
erachtet er nur dem sittlichen Bedürfnis gemäß; als Dichter und Künstler
bekennt er Polytheist zu sein, Pantheist als Naturforschertoo). Der Gleich—
nischarakter jeder Gottesvorstellung ist damit scharf betont, zugleich aber
eine prinzipielle Alleinherrschaft der ethischen Idee abgelehnt und vor—
hehalten, Gott in allen seinen Manifestotionen zu verehren, wie er denn
am kürzesten Tage froh „die Wiedergeburt der Sonne“ feiert als der
mächtigsten Offenbarung des Höchsten, die uns wahrzunehmen vergönnt
ist. Wie der naive Mensch empfindet er aber auch in Blitz, Donner und
Sturm die Nähe einer übergewaltigen Macht, im Blütenduft und lauen
Säuseln ein liebevolles, sich annäherndes Wesen. Zumal in den Urphä—
nomenen, psychischen wie ethischen, rührt der Mensch, der sich zur höchsten
Vernunft erhebt, an die Gottheit, die sich darin offenbart-ci); hinter
jedem organischen Wesen steckt eine höhere Idee, in der die Gottheit
zu verehren istiee). So werden Geist und Materie zu Stellvertretern
Gottes, Natur und Geist zum Abglanz und Gleichnis des göttlichen Ur—
lichtes!os). Gott und Natur werden so dem Dichter zur unzertrennlichen
Einheit der Gott-Natur; im Gegensatz zu jenem Glauben, der Gott nur
von außen die Welt anstoßen und laufen läßt, ziemt's dem Gotte, den
er glaubt, „die Welt im Innern zu bewegen, Natur in Sich, Sich in
Natur zu hegen“, ja er ist's, „der sich selbst erschuf von Ewigkeit in
3802) Vgl. 3. B. Eckermann 204. 279. 301. 304. 447. 496.
308) Vgl. noch Eckermann 437, auch 447 (Den Quintismus des Alters); selbst
an pessimistischen Anwandlungen Goethes fehlt es nicht (z. B. Eckermann 94.
389. 421. 673). Selbst der einst mit Herder verspotteten Lehre von einem radikalen
Bösen im Menschen gesteht er eine Berechtigung zu W. 41, 2 5. 133.
z3989) Eckermann 633. 400) An Jacobi 6 I 13.
a401) W. J 42,2 s. 211. Eckermann 445. 596.
402) Unterhaltung mit Müller Mai 1880, hrsg. v. Burkhardt 3, 5. 177.
03) W. I3, s. 363; 13, 15. 30. An Knebel 8 IV 12.
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