276 wissenschaftl. u. relig. Naturanschauung i. d. Geschichte.
stellte, so standen doch der wissenschaftlichen Durchführung der Entwick—
lungslehre Hindernisse nicht mehr im Wege.
Der Sieg der Deszendenzlehre im 19. Jahrhundert knüpft sich, wie
man weiß, an den Namen Ch. Darwins“). Was er als Ertrag seiner
Weltreise gewonnen hatte, war, wie sein erster Entwurf (1837/38) zeigt,
nichts anderes als der Eindruck von den lokalen Verschiedenheiten der
gleichen Arten, von der verwickelten Wechselbeziehung aller Lebewesen
und der Glaube an ihren gemeinsamen Ursprung. Dagegen fehlt ur—
sprünglich der Gedanke, der der Theorie bei Freund und Feind das
mechanistische Gepräge aufgedrückt hat, nämlich die allmähliche Um—⸗
wandlung des Typus durch mechanische Summation zufälliger minimaler
Abweichungen, wie sie durch Auslese im Kampfe ums Dasein d. h. in
der aktiven und passiven Konkurrenz um die Bedingungen der Lebens⸗
erhaltung zustande kommt. Wie weit Darwin selbst von einer rein mecha—
nistischen Auffassung der lebendigen Natur entfernt war, zeigt sich darin
am deutlichsten, daß er es nennt „den Nagel auf den Kopf treffen“e),
wenn Asa Gray ihm das Verdienst zuschrieb, Morphologie und Teleologie
vermählt zu haben. Er will also als Begründer einer empirisch⸗teleo⸗
logischen Auffassung der lebendigen Substanz verstanden werden. Dem
entspricht es, daß er das Vermögen zur Veränderung, für welche aller—
dings die äußeren Lebensverhältnisse den Hauptanstoß geben, dem Indi—
viduum selbst beigelegt und dagegen protestiert, gesagt zu haben, daß
die Entwicklung der Arten nur von der natürlichen Auslese abhänge.
Einen Gegenstand seiner besonderen Aufmerksamkeit bildet ferner das
Gesetz der Korrelation, der wechselseitigen Entsprechung und Zusammen⸗
stimmung aller Teile eines Organismus. Nichts weniger als mechanisch
ist auch seine Theorie der „geschlechtlichen“ Zuchtwahl, welche die Schön⸗
heit der Männchen auf den Schönheitssinn der Weibchen zurückführt.
Auch Lamarcks Prinzip des Gebrauchs und Nichtgebrauchs wie Köllikers
Annahme sprunghafter Veränderungen ließ er aushilfsweise zu; ebenso
gestand er der von Bates 1862 untersuchten Mimikry einen gewissen
wirkungskreis zu. Mechanistisch im strengen Sinne ist mithin die Theorie
nie gemeint gewesen, nicht einmal antiteleologisch, wohl aber richtete
212) Darwins hauptwerk On the origin of species by means of natural
selection 1859 ist mehrfach ins Deutsche übersetzt (von Bronn, V. Carus, D. Haek);
eine deutsche Gesamtausgabe von V. Carus erschien in 16 Bänden (1874-88).
Gesammelte kleinere Schriften gab E. Krause heraus (1885/6); sonst seien The
lüfe and letters of Ch. Darwin, Condon 1887 (Deutsch 1887) und die Biographie
1892 (Deutsch 1894), beide herausgegeben von seinem Sohne Srancis D., genannt.
418) Vgl. The life and letters III 189; auch III 256 die Außerung von
Francis Darwin, sowie Huxlen in Darwins Lebens —II 201f.
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