312 Das phnsikalisch-chemische Weltbild.
thermische, die elektrische, die magnetische usw., in der Regel weitgehend
unabhängig voneinander sind, z. B. ändert die Erwärmung eines
Körpers seine Schwere nicht usw.; jede einzelne Energieart des Systems
bildet daher sozusagen ein besonderes System, auf welches wieder der
Satz von der Erhaltung der Energie angewendet werden darf; dadurch
wird seine Anwendungsfähigkeit auf einen gegebenen Prozeß der Zeit
wie der Materie nach nahezu unerschöpflich. So hat das Prinzip sich auf
allen Gebieten als fruchtbar, ja als unentbehrlich erwiesen. In dem
eigentümlich schwebenden, aus der konkreten Wirklichkeit nur den allge—
meinsten Zug, den dauernden Bestand eines von den einzelnen Energie—
arten verschiedenen Etwas, der „Energie“, herausgreifenden Charakter
des Energieprinzips begegnet es sich mit den mechanischen Prinzipien,
die ja auch reine Gedankendinge anstelle der konkreten bewegten Körper
setzen, insbe ondere aber mit dem Prinzip der kleinsten Wirkung. Dieses
Prinzip und das Energiegesetzee) kann man als die allgemeinsten Formu—
lierungen bezeichnen, die auf dem Gebiete der Phnsik geglückt sind; sie
sind auch miteinander verwandt, ja man kann sagen, daß das Wirkungs⸗
prinzip den Energiesatz bereits einschließt (nicht aber umgekehrt). Auch
ist seine Tragwelte noch größer: wo das Energieprinzip eine Gleichung
liefert, liefert jenes so viele Gleichungen, als Koordinaten Geziehungen
auf die Kichtung des Raumes) vorhanden sind. „Über den Prinzipien
der Erhaltung der Energie und der Erhaltung der Bewegungsgröße
thront, sie gemeinsam auffassend, das Prinzip der kleinsten Wirkung,
welches somit alle reversibeln Vorgänge der Phnysik zu umfassen scheint“
Planck).
Wie gezeigt, sind die entwickelten Prinzipien sämtlich phänomeno—
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Natur abspielt, ihre Grundlagen den beobachtbaren Vorgängen entneh—
men und sich darauf beschränken, kompliziertere Erscheinungsformen auf
die einfachsten von gleicher Art zurückzuführen. Dies Ziel aber wird
durch „Idealisierung“ der Wirklichkeit, durch Umwandlung der Massen—
punkte in ausdehnungslose Raumpunkte, der wirklichen Körper in
„starre“ Körper, in „geschlossene“ Systeme, der verschiedenen Kräfte in
Erscheinungsformen einer Energie erreicht; die wirkliche Bewegung
wird durch Vergleich mit einer bloß gedachten, der Kräftezustand eines
Systems durch Vergleich eines (u. U. nur gedachten) Anfangszustandes
21) Vgl. schon Leibniz oben S. 245.
22) Dazu kommt als drittes das Relativitätsprinzip u(s. u.).
28) Man beachte, daß „Phänomenologie“ in der Physik einen anderen Simn (s.
Anm. 17) hat als im philosophischen Kritizismus. Näheres darüber folgt alsbald.
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