Full text: Natur und Gott

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Hauptstadien der Atomforschung. 319 
andern Stoff in der Verbindung ersetzen kann. Auch die Giltigkeit dieses 
Gesetzes ist immer neu bestätigt worden. Man sieht ohne weiteres, daß 
diese Gesetze in der Atomtheorie vollkommen befriedigend zusammenge— 
faßt und erklärt werden. Die sog. üquivalenzgewichte der Grundstoffe 
sind dann die Atomgewichte?s) selbst im Vergleich mit dem Wasser— 
stoffei); ferner kann sich ein Atom eines Stoffes nur mit einem, zwei oder 
mehr ganzen Atomen eines andern verbinden, so daß ganzzaählige Ver— 
hältnisse der Bestandteile entstehen müssen usw. 
Von nicht minderer Bedeutung für die Begründung der atomisti— 
schen Grundanschauung wurde das nähere Studium der Gase, das eine 
große FHleichmäßigkelt im Verhalten der Gase (gleiche Volumänderung 
hei gleicher Temperaturänderung; einfache Verhältnisse bei chemischen 
Verbindungen) ergab. Avogadro erkannte 1811, daß man scharf zwi— 
chen den Atomen selbst und ihren Verbindungen, den Molekülen, unter— 
scheiden müsse und machte die Annahme, daß gleiche Volumina verschie— 
dener Gase bei gleichem Druck und gleicher Temperatur die gleiche An— 
zahl Moleküle enthalten, eine Hypochese, die sich glänzend bestätigt hat 
und zu einer Grundsäule der theoretischen Chemie geworden ist. War 
der Begriff des Atoms gefestigt, so war damit der Boden bereitet für 
die Erkenntnis, daß den Grundstoffen eine bestimmte Sättigungskapa— 
zität („Wertigkeit“) gegeneinander zukomme. Nimmt man als Maßstab 
die Elemente mit geringster Bindungsfähigkeit, die nur e in andres 
Atom mit sich zu verknüpfen vermögen (wie Chlor mit Wasserstoff), so 
lann man sie nach ihrer Valenz in ein⸗-, zwei⸗, drei⸗, vierwertige teilen. 
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den“ sind, finden sich ungesättigte, bei denen ein Teil der Valenzen frei 
bleibt, aber auch solche, in denen ein Element sich noch über seine 
„typischen“ Palenzen hinaus betätigt („Nebenvalenzen“). Diese ver— 
schiedene BiIdungskraft der Atome begann Kekulé (7 1890) plastisch zu 
veranschaulichen, indem er Atommodelle entwarf und insbesondere die 
Kichtung der Valenzen festzulegen suchte. Besonders glücklich war seine 
Deranschaulichung der Valenzen des Kohlenstoffatoms, deren Ausgangs- 
eunkt er in die Ecken eines der Rugel eingeschriebenen regulären Tetrae— 
ders verlegte, sowie die Annahme einer ringförmigen Verkettung der 
(6) Kohlenstoffatome im Benzolmolekül. Die Struklurchemie, die auf 
38) Die erste Atomgewichtstabelle stellte 1808 Dalton auf. 
34) Genau genommen bestimmt man die Gewichte durch Vergleich mit dem 
Sauerstoff, dessen Gewicht (nicht ganz genau) als das 16 fache des Wasserstoffs 
angesetzt wird.
	        
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