Full text: Natur und Gott

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Die Relativitätstheorie und ihr Ausgangspunkt. 347 
Systems, die kleiner ist als die Lichtgeschwindigkeit, die Porgänge in dem 
snftem für einen Beobachter, der die Bewegung mitmacht, genau so ver— 
laufen müssen, wie wenn er samt dem System in Ruhe wäre. Dies 
merkwürdige Ergebnis des Beobachters wird notwendig, wenn man an— 
nimmt, daß die Elektronen und alle Teilchen der bewegten Masse in— 
folge der Bewegung sich verkürzen, indem sie etwa aus Kugeln zu ab— 
geplattelen Ellipsoiden werden. Den Bruchteil, um den das Quadrat 
der Dimensionen in der Bewegungsrichtung verkleinert wird, erhält man, 
wenn man das Verhältnis zwischen der Translationsgeschwindigkeit und 
der Lichtgeschwindigkeit auf die zweite Potenz erhebtes). Damit ist denn 
auch die dritte Aufgabe gelöst, die sich bei Zurückführung der Mechanik 
auf Elektrodmnamik ergab, die Beziehung gefunden, nach der der Über— 
gang vom mechanischen Maßsystem zum elektrodynamischen vollzogen 
werden kann. 
zugleich aber eröffnet sich an diesem Punkte die Möglichkeit einer 
doppelten Entscheidung. Man kann mit Lorentz und vielen angesehenen 
Physikern an der KRealität jener Bewegung gegen den ülher und der 
daraus sich ergebenden realen Verkürzung aller Materie und somit auch 
aller Maßstäbe festhalten und hat dann anstelle des absoluten Raumes 
einen absoluten äüther. Einstein dagegen sträubt sich, unbewiesene Hypo— 
thesen zu häufen, den üther, obwohl er sich nicht bemerklich macht, als Tat⸗ 
sache festzuhalten und seine Unmerklichkeit durch eine neue, gewaltsam 
anmutende Hypothese zu erklären. Als erwiesen gilt ihm nur die Kon— 
stanz der Lichtgeschwindigkeit. Von diesem Erfahrungsdatum aus weiter 
denkend, gelangt er mit Lorentz zu dem Satze, daß in einem System, 
das sich mit geringerer als Lichtgeschwindigkeit bewegt, für einen mit— 
bewegten Beobachter alles so verläuft, als ob das System in Ruhe 
wäre, aber die Begründung dieses Anscheinsatzes muß 
eine andre werden, nicht mehr wie bei Lorentz durch die phnysi— 
kalische Realität einer Zusammenbiegung der Materie durch den üther, 
sondern eine erkenntnistheoretische oder, genauer gesagt, phänomenolo— 
gische, mathematisch-⸗methodologische durch begriffliche Umarbeitung von 
Raum und Zeit. Denken wir den Lorentzschen Satz vom gleichen Anschein 
in dieser Weise begründet und als allgemeines Gesetz der Natur aufge— 
faßt und bis in seine letzten Konsequenzen durchgeführt, so umfassen wir 
den Sinn und den Problemkreis der Relativitätstheoriess). So lange wir 
ecs) Anstelle von Jtritt also 11— vAse; v bezeichnet die Geschwindig— 
keit der Cokomotion, c die Lichtgeschwindigkeit, JIdas Längenmaß. 
es) Von A. Einstein liegen (außer Akademiepublikationen u. dgl.) vor: Ent⸗ 
wurf einer verallgemeinerten Relativitätstheorie und einer Theorie der Gravi—
	        
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