Full text: Natur und Gott

344 Das physikalisch⸗chemische Weltbild. 
steme für Mechanik und Elektrodynamik anzunehmen, ist unmöglich, 
weil damit die Einheit der Natur aufgehoben wäre. Die Elektrodyna— 
mik auf Mechanik zurückzuführen, hatte sich, wie schon bemerkt, als 
unmöglich ergeben; es dürften dann in den Marwellschen Gleichungen 
die Glleder nicht auftrelen, durch welche sich zeitlich veränderliche Selder 
von den stationären untersche den; es dürfte keine Induktion, kein Licht 
und keine drahtlose Telegraphie geben. Es muß also die Mechanik so 
modifiziert werden, daß sie dem Maßsystem der Elektrodmnamik, das 
schon Lorentz abgeleitet hatte, genügt. Technisch ist das ohne alle Schwie⸗ 
rigketen, weil alle irdischen und planetarischen Geschwindigkeiten gegen⸗ 
über der des Lichtes so gering sind, daß die Abweichungen, welche die ver— 
änderten Maßbestimmungen verlangen, weit unter der Grenze der Beob⸗ 
achtungsmöglichkeit liegen. 
Die prinzipielle Schwierigkeit sitzt tiefer; Cinstein kann die Verände⸗ 
rung der Maßstäbe nicht mit Lorentz aus einer realen Verkrümmung 
der Elektronen bei ihrer Bewegung gegen den üther ableilen; er muß 
vielmehr das besondere Längen- und Zeitmaß, das Lorentz für jedes be⸗ 
wegliche System erhalten hat, rein methodologisch rech: fertigen. Dies 
wird erreicht durch die Feststellung, daß der Anwendung des Zeitbegriffs 
beim Übergang von einem System zu einem andern notwendig eine 
gewisse Unbestimmtheit anhaf!et, weil die Bestimmung der Gleichzeitig⸗ 
keit an verschiedenen Orten nicht mit absoluter Strenge möglich ist; 
eine absolute Gleichzeitigkeit vermag die Phnsik nicht festzustellen, weil 
sie keine unendliche Geschwindigkeit kennt, an der sie dieselbe kontrol⸗ 
lieren könnte. Solange man nur über endliche Rontrollgeschwindig keiten 
verfügt, behält das Intervall zwischen „früher“ und „später“ stets eine 
endliche Größe, der Begriff der Gleichzeitigkeit eine gewisse Unbestimmt⸗ 
heit, über die demgemäß in der Weise von CLorentz-⸗Einstein verfügt 
werden kann. Gleiches gilt auch für das Längenmaß, denn das Messen 
verlangt gleichzeit ig e Erfassung des Anfangs- und Endpunktes einer 
Strecke; wir können auch sagen, das Längenmaß sei stets Maß einer 
ruhenden Strecke, also eine relative Größe. Derfügt man über die noch 
unbest'mmt gelassene Größe der Länge in dem Sinne, daß Übergang von 
einem Lorentzschen Längen- und Zeitsystem zu jedem andern derselben 
Gruppe möglich ist, so hat man damit das Einsteinsche Maßsystem. 
So spinös der eben vorgeführte Gedankengang klingen mag, so 
wicht'g sind die Konsequenzen, zu denen er führt. Vor allem ist durch 
die erfolgte Klärung der Begriffe die Einordnung der Mechanik in die 
Elektrodynamik definitiv vollzogen und damit an einem wichtigsten 
Punkte die Einheit der physikalischen Methode und des phnysikalischen 
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