Full text: Natur und Gott

392 Das physikalisch⸗chemische Weltbild. 
von Orten höherer zu solchen niederer Konzentration treiben, als auch 
die Reibungswiderstände zu berechnen. 3. B. bedarf es, um ein Mol. 
d. h. 342 gr) Rohrzucker mit der Geschwindigkeit von 1cm pro sec. im 
Wasser zu verschieben, des enormen Zuges von 6,7. 100 kg Gewicht; 
damit wird die Langsamkeit, mit der, gemessen an der Mischung von 
Gasen, die Mischung sich vollzieht, verständlich. Bei stark verdünnten 
Cösungen kommen osmotische Drucke vor, die höher sind, als sich aus 
ihrem Molekulargewicht im Gaszustande und ihrer Konzentration be— 
rechnet; hier sind demnach noch andere Kräfte im Spiele. Es handelt sich 
um Stoffe, welche in wäßriger Lösung den galvanischen Strom zu leiten 
vermögen, die sog. Elektrolyte und zwar nur um solche. Da dieselben 
Stoffe in andern Lösungsmitteln die Fähigkeit, die Elektrizität in merk⸗— 
lichem Grade zu leiten, verlieren, gleichzeitig aber auch die abnormen 
osmotischen Drucke aufhören, so ist offenbar der Vorgang so zu denken, 
daß in starker Verdünnung die Moleküle sich in ihre einfachen Bestand— 
teile zu zersetzen beginnen (Dissoziation) und damit zugleich elektrisch 
geladene Teilchen (Jonen) zu wandern und einen Druck auszuüben be— 
ginnen. Abhängig ist der Vollzug der Elektrolyse davon, daß die Span— 
nung an den Elektroden (die für jedes Element ihren besonderen Wert 
hat) groß genug geworden ist, um je eine der positiven und negativen 
Jonenarten abzuscheiden. Mit Hilfe der osmotischen Theorie ist heute 
der Mechanismus der galvanischen Stromerzeugung weithin aufgeklärt, 
und man ist in der Lage, mit hilfe thermodynamischer Beziehungen und 
hei Kenntnis der besonderen Konstante die elektromotorische Kraft für 
beliebige Konzentrationen zu berechnen. 
Im großen und ganzen lassen sich die Atome und Radikale (—d. i. 
Atomkomplexe, die in ihrem chemischen Verhalten den Atomen vergleich— 
bar sind) in zwei Gruppen sondern, zwischen denen ein polarer Gegen— 
satz unverkennbar ist und zwischen deren Kepräsentanten sehr heftige 
Affinitätsäußerungen stattfinden, während Repräsentanten der gleichen 
Gruppe gegenseitig mehr oder weniger Indifferenz zeigen. Zur einen 
Gruppe gehören der Wasserstofs und die Metalle, zur andern die Halo— 
gene (d. i. Salzbildner) wie Chlor, Brom und Jod und sonstige nicht 
metallische Elemente. Auch die Radikale der organischen Verbindungen. 
lassen sich genau auf beide Gruppen verteilen. Zur ersten gehören 3. B. 
die Amide, Körper, die sich vom Ammoniak ableiten, zur zweiten die 
aromatischen Verbindungen, die aus dem Benzol, einem Kohlenwasser— 
stoff (C He) entstehen. Man kann die beiden Gruppen als die positi— 
vierenden und negativierenden bezeichnen, sofern sie die Aufnahme einer 
positiven bzw. negativen Jonenladung begünstigen. Im allgemeinen deckt 
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