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Befruchtung und Entwicklung. 433
setz ihrer Entwicklung zu einem Individuum nur der Art, welcher die
Neimzelle entstammte, in sich tragen.
Um dieser Gesetzmäßigkeit näher zu kommen, sie nach Möglichkeit
zu ergründen, sind gewaltige Anstrengungen gemacht worden, die neben
wertvollen Erkenntnissen auch die enormen Schwierigkeiten der Erblich—
keitsprobleme immer erneut ins Licht stellten, zugleich aber der biolo—
gischen Forschung gegenüber der früher allbeherrschenden deszendenz⸗
theoretischen Spekulation die Kichtung auf die Empirie und das Experi—
nent aufprägten. Die Biologie früherer Zeiten hatte die Theorien der
Evolution und der Epigenesis hervorgebracht. Die erstgenannte, die
man besser wohl als Präformationstheorie bezeichnet, nahm an, daß in
dem Werden des einzelnen Wesens, der sog. Ontogenese nichts Neues
entstehe, sondern nur bisher Verborgenes sich entfalte; man kann diese
Cinschachtelungshypothese, die noch kilbrecht v. Haller verteidigte, bis
ins Altertum zurückverfolgen's). C. F. Wolff, dem Blumenbach folgte,
setzte ihr die auf Beobachtung aufgebaute Ansicht entgegen, daß aus
einem zunächst unorganisierten Keimstoff allmählich einzelne Organe
sich absondern und eine Metamorphose ihrer Form durchmachen. Nun
aber hatte die neuere Zellenforschung mit ihren verbesserten Hilfsmitteln
ergeben, daß keineswegs ein unorganisierter Stoff den Ausgangspunkt
der individuellen Entwicklung bilde, und ein Forscher wie Weismann
kam von seiner bis ins Detail durchdachten Vererbungstheorie aus?)
zur Verwerfung epigenetischer Entwicklung. So fand sich Wilhelm
Koux's), der Begründer der „Entwicklungsmechanik“, von neuem vor der
alten Alternative: Cvolution oder Cpigenesis. Indem er unter Entwick—
lung das „Entstehen von wahrnehmbarer Mannigfaltigkeit“ versteht
leine Definition, die sich gleichmäßig auf individuelle und Stammes⸗
entwicklung anwenden läßt), folgert er, daß dies entweder auf Sicht—
barwerden vorhandener, aber nicht wahrnehmbarer Mannigfaltigkeit
oder auf wirklicher Hervorbringung einer noch nicht vorhandenen be—⸗
ruhen könne. Im ersten Falle haben wir nur eine Umbildung schon vor⸗
handener Verschiedenheiten Neo⸗Cvolution), im andern Falle eine Ver—
mehrung ihrer Zahl (Neo⸗Cpigenesis) vor uns. Die Ontogenese rein epi—
genetisch aufzufassen, ist offenbar unmöglich, weil die Konstanz der so
16) Man denke an den Gebrauch, den Augustin von Hebr. 7, 9. 10. (in Kom⸗
bination mit Röm. 5, 12 macht), auch an Leibniz, oben 8. 253.
16) s5. unten S. 444 f.
77) Vgl. Roux, Vorträge und Aufsätze über Entwicklungsmechanik, insbe—
sondere Heft 19 (1913), auch E. Caqueur, Entwicklungsmechanik tierischer Organis—
men (Aultur der Gegenwart IV, 1). Zu vergleichen ist O. Hertwigs Biologie.
Tirius, Natur und Gott.