Full text: Natur und Gott

Das Ceben und seine Formen. 
schon 1893 Roux, ein entsprechendes Verhalten isolierter Furchungs⸗ 
zellen des Froscheies in filtriertem hühnereiweiß zu beobachten. Dar⸗ 
nach näherten sich viele der zerstreut liegenden Zellen einander geraden 
Weges bis zur Berührung; sie wirkten gleichsam anziehend aufeinander. 
Konnte eine in dieser Weise tätige Zelle sich von der Unterlage nicht 
losreißen, so bildeten sich Pseudopodien (fußähnliche Auswüchse), bis 
endlich die Losreißung gelang. Zwei so zur Berührung gelangte Zellen 
vereinigten sich gewöhnlich ausgedehnt flächenhaft unter gegenseitiger 
Abplattung. Manchmal schienen sie sich jedoch nicht zu gefallen, denn 
sie trennten sich wieder nach kurzer Berührung. In Zellengruppen fan— 
den noch lange Zeit hindurch Umordnungen der Sellen statts“). Auch 
Oppel konnte bestätigen, daß bei Entwicklungsvorgängen aktive Bewe— 
gungen von Zellen eine Rolle spielen und zwar von solchen, die man 
meist nur passiver Fortbewegung für fähig hielt. In Vorgänge inner— 
halb der einzelnen Zellen löst so alles Entwicklungsgeschehen sich letzt— 
lich auf und Roux konnte daher Gerworn gegenüber) prinzipiell fest— 
stellen, daß alles erste Wirken unsichtbar, für uns überhaupt 
nicht wahrnehmbar, sondern nur erschließbar sei; aus dem unwahrnehm— 
baren ersten Wirken kann dann wahrnehmbares, sekundäres Gesche— 
hen entstehen. 
Die Bemerkungen über die innern Entwicklungsfaktoren, die hier 
gemacht sind, können von dem gewaltigen Umfang des angehäuften 
Beobachtungsmaterials keine Vorstellung geben, aber sie werden ge— 
zeigt haben, auf wie mannigfachen Wegen man sich um Erkenntnis des 
— 
lungen ist, den Schleier zu lüften. Man mag die Wirksamkeit äußerer 
Faktoren und der im Wachstum der embryonalen Zellen neu entstan— 
denen immanenten Notwendigkeiten des werdenden Organismus in ihrer 
Bedeutung noch so hoch veranschlagen, die gestaltenden Kräfte müssen 
doch mindestens überwiegend schon am Ausgangspunkt d. h. in der be— 
fruchteten Eizelle (der sog. Zygote) selbst, sei es auch z. T. noch in 
latentem Zustande, gegeben sein. 
4. die Teilungsvorgänge der Keimzelle und ihre theoretische Deutung. 
Über die Vorgänge in der Zygote sowie über die Bildung ihrer 
Komponenten, der sog. Gameten d. i. des Cies und des Samenfadens 
hat die Zellforschung Ermittlungen machen können, die für das Ver— 
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48— 
80) Vgl. Roux, UÜber kausale und konditionale Weltanschauung und deren 
Stellung zur Entwicklungsmechanik (1913) Kap. III und Abh. I 987 ff.
	        
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