Full text: Natur und Gott

Körperliche und geistige Vererbung. 451 
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zungen muß dann für die Kombination der Gene sich die Geltung der 
Wahrscheinlichkeitsgesetze deutlich ergeben, so daß einfache Zahlenver⸗ 
hältnisse für die Verteilung der Farben Platz greifen und sichre Voraus⸗ 
agen des Erfolges der Kreuzung möglich sind. Die Erfahrung hat diese 
Annahmen voll bestätigt. Neben dem Mirabilis-Typus stehen andre, 
kompliziertere, für die aber analoge Gesetze gelten. Besonders wichtig 
ist der Fall der „Dominanz“, wo ein Gen, sobald es vorhanden ist, das 
andre („rezessive“) völlig überdeckt, so daß dieses auch in der Enkel— 
generation nur dann hervortreten kann, wenn es in beiden sich verbin— 
denden Keimanlagen vorhanden ist. Die Verhältniszahlen werden natür⸗ 
lich hier ganz andre. Die Merkmale, deren „Mendeln“ bereits festge— 
stellt ist, sind sehr zahlreich; es handelt sich z. B. um quantitative Cha— 
raktere wie Wuchs oder Länge, um Formverhältnisse wie den Kamm 
der hühnerrassen, um Farben wie Schmetterlingszeichnungen, um phy⸗ 
siologische Charaktere wie Ein- und Zweijährigkeit der Pflanzen, Emp⸗ 
fänglichkeit oder Widerstand gegen Rost bei Getreide, um chemische 
Eigenschaften wie den Stärke- oder Zuckergehalt, um pathologische Mo— 
nente, auch Instinkte, z. B. den Brutinstinkt der Hühner usw. 
Diel verhandelt ist auch die Frage, ob nicht der Geschlechts— 
charaktertos), worauf die Zahlengleichheit der Geschlechter hindeutet, den 
Mendelschen Kegeln alternativer Vererbung folge. In Betracht kommen 
hier insbesondere die Tatsachen der sog. geschlechtsbegrenzten Vererbung. 
In verschiedenen Kreisen und Ordnungen der Tierwelt trifft man bei 
Kreuzungen eine eigentümliche Aufspaltung von Eigenschaften; die einen 
gehen ausschließlich mit einem, die entgegengesetzten mit dem andern 
Geschlechtiuo). Beim Menschen gehören dahin gewisse Formen der Farben⸗ 
und der sog. Nachtblindheit. Fest steht also für gewisse Fälle eine be— 
stimmte Korrelation der spaltenden Eigenschaften zum Geschlechte. Auch 
die sog. sekundären Geschlechtscharakterenu) (bei denen freilich mancherlei 
verwickelte Fragen auftauchen) weisen auf den festen Zusammenhang 
bestimmter somatischer Eigenschaften mit dem Geschlechtscharakter. Nun 
hat sich bei einer Reihe von Tierstämmen, auch beim Menschen, gezeigt., 
daß neben Zellen mit der normalen, geraden Chromosomenzahl auch 
F ioo) vgl. R. Correns und Goldschmidt, Bestimmung und Vererbung des 
Beschlechtes 1912. 
110) Auch hat de Vries gezeigt, daß bei einzelnen zwittrigen Pflanzen ge— 
wisse Eigenschaften nur durch die Pollen, andre nur durch die Eizellen über— 
tragen werden. Auf dem Gebiet des Tierlebens kennt man ebenfalls Unterschiede 
patrokliner und metrokliner Vererbung. Siemlich häufig beobachtet ist z. B. die 
Verschiedenheit reziproker Artbastarde. 
111) Pꝗl. oben S. 437 f. 
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