Full text: Natur und Gott

512 Der Mensch im Lichte der Naturwissenschaft. 
gewichte besitzen, sind doch einige Zahlen bezüglich Menschen und An—⸗ 
thropoiden nicht ohne Interesse. Das weibliche Gehirn ist bei allen Rassen 
ca. 120- 150 gr leichter als das des Mannes, relativ zum Körperge— 
wicht aber schwerer als dieses. Ordnet man die mittleren hirngewichte 
des Mannes für die Rassen, so steht mit 1428 der Chinese voran, es 
folgt der Curopäer mit 1361, der Neger mit 1316; für Australier, 
Wedda, Buschmann beträgt die Schätzung (auf Grund der Schädelkapa— 
zität) 1200 -900 gr. Die Kulturrassen und unter ihnen angeblich die 
höheren Bildungsschichten haben also ein erhöhtes Gehirngewicht. Für 
den Orang und Schimpanse werden absolute Hirngewichte von ca. 375 
400 gr, für den Gorilla 45500 angegeben, was für diesen relativ zum 
Körpergewicht 1: 220, für den Schimpansen 1: 75 ausmachen soll, wäh— 
rend sich für den Menschen 1: 356—40, für den Hund 1: 350 - 190 erge— 
ben. Leider werden diese hübschen Zahlen dadurch verdorben, daß sich für 
einige niedere Westaffen (midas und Ateles) das Verhältnis auf 1: 26 
—1I5 stellt! Interessant ist auch der Vergleich jugendlicher Ckemplare. Für 
den 1-4jährigen Schimpansen ergibt sich die Verhältniszahl 24, für 
den 2—A4jährigen Orang 22, für den gleichalterigen Menschen 16—-18. 
Das Affenhirn hört also sehr früh auf zu wachsenso). 
Wichtiger als das Gehirngewicht und als der ebenfalls viel erör—⸗ 
terte, aber individuell äußerst variable Reichtum an Windungen und 
Furchen des Gehirns erscheint nach heutiger Auffassung die Oberflächen- 
entwicklung und die feinere Differenzierung der hirnrindeo). Die Ge— 
hirnoberfläche einer menschlichen Hemisphäre ist von Henneberg im 
Mittel auf rund 110000 mu bestimmt, während die gesamte Kinden— 
fläche des Orang (nach ältern Angaben) rund 50000, die eines niedern 
Affen (Mmacacus) 30000 beträgt. Noch mehr verschiebt sich das Ver— 
hältnis zugunsten des Menschen, falls man auch die Querschnittbreite 
der Großhirnrinde in Betracht zieht. Nach Brodmann ist auch in dieser 
Beziehung der Abstand des Menschen zum Anthropoiden beträchtlich 
größer, als der Abstand vom Anthropoiden zum niedern Affen. Was 
die Differenzierung der Gehirnrinde betrifft, hat Brodmann ebenfalls 
erhebliche Unterschiede zwischen Mensch und Affen festgestellt; so zeigen 
39) Seggel stellt eine menschliche Gehirnentwicklung auch in der Grund— 
linie (Entfernung der Pupillarmittelpunkte) bis zum 20. Jahre um mehrere Mil— 
limeter fest (zitiert nach Rüdin, Archiv für Rassenbiologie J 146 ff.). 
40) Vgl. besonders U. Brodmann, Vergleichende Lokalisationslehre der Groß— 
hirnrinde, 1909 8. 262 266. C. und O. Vogt, Allgemeinere Ergebnisse unserer 
Hhirnforschung (Journal für Psychologie und Neurologie, Bd. 25, Ergänzungs⸗ 
heft 1(1919).
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.