Full text: Natur und Gott

566 Der Mensch im Lichte der Naturwissenschaft. 
stände; damit wurde er gegenüber der rein physiologisch und pharma⸗ 
kologisch eingestellten Heilkunde seiner Frühzeit zum Begründer einer 
psychologischen Medizin. Als Nährboden der Krannkheitszustände sah 
Freud, der das Triebleben als maßgebend für die Lebensgestaltung an— 
erkannte, Affekte an, die aus irgendwelchen Gründen früher nicht zur 
Auswirkung gelangten, sondern in die unbewußte Sphäre der Seele 
„verdrängt“ wurden und von dort aus ihre unheilvolle Wirkung auf 
das bewußte Seelenleben ausüben; jeder Neurotiker leidet an Remi— 
niszenzen. Es kommt mithin, um die Störung zu beheben, darauf an, 
den verdrängten Komplex, jenes wirksame affektive Ganze, das über 
das bewußte Willensleben souveräne Gewalt hat, wieder ans Licht des 
Bewußtseins zu ziehen, wozu die Analyse des Traumes ein besonderes 
wichtiges Mittel sein soll, und ihn hier abzureagieren. Es lag, da scharfe 
Grenzübergänge zwischen dem geistig Normalen und dem Abnormen be— 
kanntlich nicht zu finden sind, nahe, die gleichen Grundgedanken auf 
das gesamte Seelenleben auszudehnen und sie auch an der Geschichte, 
insbesondere der Keligionsgeschichte und der Biographie, vor allem auf 
dem Gebiete der Pädagogik zu erproben. 
Der Verdrängungsprozeß vollzieht sich vornehmlich in der Kind— 
heit, aber auch später, und beruht darauf, daß gewisse Triebe, Affekte 
oder Wünsche „peinlichen Charakter“ haben und ihnen darum keine 
Daseinsberechtigung zugestanden wird. Als letzte Wurzel dieser dis⸗ 
qualifizierten Wünsche betrachtete Freud früher den Sexualtrieb, wäh— 
rend er später auch dem Ichtrieb Geltung zugestand und Alfred Adler 
den Wunsch zur Macht betontist). Indes steht für die Freudsche Schule 
die Sexualität, freilich verallgemeinert im Sinne des Eros, auch heute 
im Mittelpunki der Betrachtung — und gerade gegen diesen Programm— 
punkt hat sich von jeher ein nicht unberechtigter Widerspruch erhoben. 
Der in die frühe Kindheit zurückreichende verdrängte Trieb soll beson— 
ders die Form des Gdipuskomplexes besitzen („Wenn Vater stirbt, 
—— 
hervorgehoben. Gelingt die Verdrängung des Kompleres nicht voll—⸗ 
ständig, wird er nur „eingeklemmt“, so wuchern aus der unterirdischen 
„Stauung“ die neurotischen Symptome auf; im andern Falle wird er 
zur Kraftquelle erhöhter Persönlichkeitsbildung; der Trieb wird ver— 
geistigt. Aus dem Samen des Sexuellen erwächst der Baum geistiger Ge— 
staltungen. Damit lenkt die Theorie in einen auch sonst nicht selten ver— 
131) Alfr. Adler, Ub. d. nervösen Charakter 2. A. 19; Praxis u. Theorie d. In— 
dividualpsych. Näheres in VII. 
182) Vgl. Freud, Traumdeutung S5. 182. 
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