Full text: Natur und Gott

584 Der religiöse Wert des naturwissenschaftlichen Weltbildes. 
miniertheit, die mit dem Kausalgedanken sich verknüpft, verschiedene 
Aufeinanderfolgen und Kombinationen sich als gleichmöglich ergeben). 
So hypothetisch diese Annahmen sein mögen, so ist jedenfalls die 
Warnung davor, die Gültigkeit unserer Naturgesetze ins Unbegrenzte zu 
steigern und mit ihnen wie mit absoluten Größen zu rechnen, eine Nei— 
gung, die auch in philosophischen Diskussionen nicht ganz selten zu be— 
merken ist, durchaus im Geiste der heutigen physikalisch⸗chemischen 
wissenschaft. Aber auch der Gedanke, daß die mit dem Kausalprinzip 
eng verbundene unbedingte und eindeutige Determination des Natur—⸗ 
verlaufs möglicher Weise „nicht mehr als eine im allgemeinen sehr 
gute Annäherung!)“ an die Wahrheit, nicht aber selbst ewige Wahrheit 
sei, liegt heute sehr nahe: „Es muß einmal klipp und klar gesagt werden, 
daß die Physik bei ihrem heutigen Stande den Glauben an eine 
auf streng exakten Gesetzen beruhende geschlossene 
Kausalität der materiellen Natur gar nicht mehr zu 
stützen vermagis).“ Auch vom Boden der Quantentheorie aus er— 
scheint es als möglich, daß die Ansichten über den Kausalzusammenhang 
der Naturereignisse völlig umgestaltet werden müssen:e). Stellen wir 
noch eine letzte Erwägung an. Die Atomarten sind sämtlich verschieden— 
artig gebaut, und die unermeßlich vielen Kombinationen ihrer Wechsel⸗ 
wirkung sind, wie gesagt, nicht auszurechnen. Sollten aber, worauf 
manche Anzeichenn) weisen, auch die Atome einer Art einander nicht 
absolut gleich sein, so würde die Möglichkeit, den ganzen Naturverlauf 
in einem Netz von Gesetzen zu umspannen, völlig aufgehoben, da so— 
wohl die Ungleichheit, wie die Gleichheit bis auf den tiefsten Grund der 
Materie zurückreichten. 
Mit der populären, namentlich durch den Monismus verbreiteten 
Auffassung von den „ewigen Naturgesetzen“ stehen freilich derartige 
Erwägungen in einem scharfen Gegensatz. Ganz unverkennbar zeigt sich 
in dieser Hypostasierung der Naturgesetze ein religiöser Zug; die Gesetze 
sind an die Stelle Gottes getreten. Aber dieser pseudowissenschaftlichen 
135) Paul Gruner, Das moderne phnsikalische Weltbild und der christliche 
Glaube, 22. 
14) Nernst a. a. O. 
16) h. Weyl, Allgemeine Relativitätstheorie, '21, s. 283. 
16) W. Schottky, Naturwissenschaften 9 8 492. 506 (721), vgl. M. Schlick 
ebenda 8 5. 461 (720). 
109) Erinnert sei an die Gewichtsschwankungen der Elemente, auch an die 
von Chrenfest behauptete Ungleichartigkeit der Elektronen, deren absolute Sleich— 
heit selbstverständlich nie nachweisbar ist. Auch an der Möglichkeit einer Diffe— 
renz zwischen Gewicht und Massenträgheit wird von Lenard festgehalten. 
e 
* 
e. 
—8 
relß 
gie 
ne 
—*X 
hende 
derlcu 
nch 
Heieh 
aneen 
deiten. 
n ibte 
sehen 
— 
gion a 
ene,. 
den ler 
hegen 
hehen 
nd se 
Htiede 
htache 
natic 
3344. 
d le 
— 
senzen. 
—X 
ene üt 
Ade:i 
xzenh. 
en 
Vn To 
An 
— 
Audet 
Idet 
Adne
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.