Full text: Natur und Gott

594 Der religiöse Wert des naturwissenschaftlichen Weltbildes. 
die Vergänglichkeit der Blume, der hochragende Wuchs der „Bäume 
Gottes“, die im Sonnenbrande Schatten und Erquickung spenden. Die 
Aleinheit des Samens, aus dem ein großer Baum erwachsen kann, 
während er selbst verwest, die Regelmäßigkeit, mit der sich „automa— 
tisch“, d. h. ohne Zutun des Menschen, das Wachstum und die Reife von 
der Saat bis zur Ernte vollzieht; aber auch die Abhängigkeit dieser 
Prozesse von Sonnenschein und Regen und von den Bodenverhältnissen 
und der Konkurrenz mit andern Gewächsen sowie der organischen Zu— 
sammenhang, in dem etwa der Weinstock mit seinen Keben steht, haben 
das Nachdenken des Ackerbauers auf sich gezogen und geben den Stoff 
zu tiefsinnigen Bildern für geistige Vorgänge; daneben ist selbstver⸗ 
ständlich die Nutzbarkeit der einzelnen Arten Gegenstand reger Aufmerk— 
samkeit und Inhalt eines ausgebreiteten Wissens. Noch viel stärker als 
infolge ihrer Unbeweglichkeit und Ungefährlichkeit die Pflanzenwelt es 
vermochte, hat in der Frühzeit der Menschheit die Tierwelt die Phan— 
tasie und das rege Interesse auf sich gezogen, das freilich mit dem Über 
gang zum Ackerbau, zu festen Wohnstätten und mit dem Aufstieg zu 
höherer Kultur merklich zurückgeht. Mögen Kraft, Grausamkeit und 
Verschlagenheit das Tier zum gefährlichen Gegner oder zum begehrten 
Freunde und Bundesgenossen des Jägers machen, mag der Nomade und 
noch der Ackerbauer im haustier seinen wertvollsten Besitz und treuesten 
Freund erblicken und einen Bund mit allem Getier des Feldes wünschen, 
so sinkt doch unvermeidlich mit der dichteren Besiedlung des Landes und 
dem steigenden Selbstbewußtsein des Menschen die Skala seiner Gefühle 
gegen das Tier von der Ehrfurcht, die zur Spendung göttlicher Ehren 
bereit ist, zur Verwunderung über seine geheimnisvollen Fähigkeiten 
und über die Seltsamkeiten seiner Lebensgewohnheiten, ja beim Städter 
nicht selten bis zur Mißachtung herab. Mit dem Menschen aber als 
dem gottgewollten Herrscher bilden Tier- und Pflanzenwelt auf der 
Erde ein wohlgeordnetes, harmonisches Ganzes. 
Wie unermeßlich diese naive, in den Grundzügen noch heute jedem 
geläufige Anschauung durch wissenschaftliche Arbeit erweitert und ver— 
tieft worden ist, ist im Zusammenhange dargestellt worden. Die von der 
Preußischen Akademie der Wissenschaften herausgegebene Darstellung 
des Pflanzenreichs umfaßte im herbst 1924 383 Druckbogen und ließ 
noch kein Ende absehen. In der Tierwelt ist ebenfalls die Mannigfal— 
tigkeit so groß, daß kein Einzelner mehr den ungeheuren Keichtum von 
Formen gleichmäßig zu umfassen vermag. Die Zusammenschau der Be— 
wohner aller Zonen und Meere, vor allem auch das Mikroskop, hat 
diese Fülle zugänglich gemacht und große, früher gänzlich verborgene 
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