600 Der religiöse Wert des naturwissenschaftlichen Weltbildes.
großer Bezirk, in dem ein allmählicher Übergang über die Selbstbe—
fruchtung zur Fremdbefruchtung hin stattfindet, aber immer noch wenig—
stens gelegentliche Selbstzeugung Parthenogenesis) möglich bleibt; erst
bei höchsten pflanzlichen und hohen tierischen Formen wird Fremdbe—
fruchtung obligatorisch, anscheinend, um den hochkomplizierten chemisch—
morphologischen Bestand der Ursprungszelle gegen Schwund und Ent—⸗
artung zu schützen. Die Keifung dieser Sellen, ihre Sicherung gegen
zufällige Schädigungen, ihre Vereinigung zu einem neuen, die Art voll
repräsentierenden Ganzen sind bei aller Gesetzmäßigkeit der Funktion
wunderbar zu nennen. Geradezu rätselhaft aber bleibt es, wie die be—
fruchtete Cizelle auf Grund der in ihr enthaltenen, zum großen Teile
poneinander unabhängigen und trennbaren Anlagen sich zu einem der
Art gemäßen und insbesondere mit den elterlichen Organismen aufs
innigste verwandten und sie vielfach bis ins Kleinste getreulich abbil⸗
denden Organismus auswachsen kann. Indem die Fremobefruchtung sich
durchsetzt, ist ohne Zweifel eine Sicherung der Erhaltung der Art gegen
übermächtige äußere Einflüsse gegeben, zugleich aber ein Mittel ange—
wendet, das der Verzweigung der Art über das ganze, ihr mögliche Ge—
biet von Charakteren und somit der Mannigfaltigkeit ohne Aufhebung
des Artcharakters dienstbar gemacht werden kann. Kuch ist hier ein
erster Ansatzpunkt für die Durchbrechung der allein auf das Individuum
abzielenden Beharrungs⸗ (bzw. Erhaltungs⸗) tendenz geboten.
In einer ungeheueren Kette stetiger Zeugungen bzw. Teilungen
erhält sich das Leben; es würde zugleich ins Unermeßliche hin sich
ausbreiten, wenn nicht durch die Begrenzung der Lebensmöglichkeiten,
welche die Erde darbietet, unübersteigliche Dämme aufgerichtet würden.
Die Gesamtheit der Naturbedingungen erzwingt also
als Korrelat der Zeugungen den Tod. Ob aber jede Lebens—
bewegung auch aus eigener innerer Notwendigkeit zu einem Stillstand
kommen muß, der nicht mehr rückgängig zu machen ist, bleibt eine
offene Frage. Die ernsthafte Untersuchung dieses Problems?') hat erst
eingesetzt, seitdem Weismann die parador klingende Behauptung einer
potentiellen Unsterblichkeit der Einzelligen (die bekanntlich durch Teilung
in zwei gleich lebensfähige Hälften sich vermehren) aufgestellt hatte.
Trotz scheinbarer Gegeninstanzen hat sich diese Annahme bestätigen
lassen. Selbstverständlich können die Protozoen durch irgendwelche äußere
Schädlichkeiten ihr Leben verlieren; auch bedürfen sie anscheinend von
Zeit zu Zeit einer Uuffrischung und inneren Umgestaltung, aber die
20) Sranz Doflein, Das Problem des Todes und der Unsterblichkeit bei
den Pflanzen und Tieren, 19; daselbst Literaturangaben.
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