606 Der religiöse Wert des naturwissenschaftlichen Weltbildes.
durch an unserm Staunen über die Art des organischen Cebens nicht
das geringste geändert, das Bewußtsein um die Unbegreiflichkeit der
hier sich abspielenden Vorgänge nur noch gesteigert. Denn „Maschinen“
hervorzubringen, die sich ihr Betriebsmaterial in der richtigen Aus—
wahl selbst heranschaffen, die Schädlichkeiten abwehren, entstehende
Mangel in weiten Grenzen abstellen, bei allem sich selbst zu ver—
größern und neue Maschinen ihrer Art zu erzeugen vermögen, weist
auf ein Können der Natur, das über das menschliche nicht nur dem
Grade nach hinausragt, sondern ganz andern Wesens und darum letz—
lich unbegreiflich sein muß. An der Tatsache dieses merkwürdigen
Könnens vermag auch die bewußte Ablehnung des Schöpfungsge—
dankens und ihr Ersatz durch die mechanisch interpretierte Entwicklungs—
lehre nicht das mindeste zu ändern. Gesetzt nämlich, das Leben sei ein
Problem, dem man mit rein mechanischen Methoden ernstlich auf den
Ceib rücken und es so bezwingen könnte, gesetzt selbst, es sei von ersten
zufällig entstandenen Anfängen aus durch weitere Zufälligkeiten im
Caufe vieler Jahrmillionen zu dem Keichtum und den Runstformen er—
wachsen, die wir heute bewundern, so ist eben durch das Spiel des Zu—
falls tatsächlich eine Fülle von relativ sehr stabilen Gleichgewichtszustän—
den geschaffen; die Möglichkeit solcher Sustände aber kann
gleichwohl nicht selbst eine rein äußerliche, auf Zu—
fall beruhende sein; denn die Sandkörner, die der Zufall zusam—
mengefegt hat, wird der nächste Winostoß wieder zerstreuen; es muß
vielmehr innere Gründe in der Natur der Stoffe oder der Formen
geben, die jene merkwürdige Zähigkeit der Selbsterhaltung der Orga—
nismen begründen; wo das Spiel der Würfel eine andre als die in der
Natur selbst gelegene Kombinationen herbeiführt, erweist sie sich eben als
nicht lebensfähig und muß zerstieben. Wie bedeutsam auch die Rolle
sein mag, die man dem Zufall zuweistso), mehr als handlanger, im
besten Falle einmal Mäcen, kann er nie sein, wenn es sich um Neuge—
staltung von erhaltungsfähigen Formen handelt; eine weit größere Trag—
weite werden wir ihm zumessen müssen, wo es sich um zerstörende Wir—⸗
kungen handelt. Wir sind also auf innere Anlagen der Natur
se Ibst, letztlich, infolge der ursprünglichen Einheit des Stoffes, auf
eine ein heitliche Totalität von Potenzen oder Anlagen
zur Realisierung jener organischen Welt, die uns mit Bewunderung er—
füllt, als auf die entscheidende Instanz zurückgewiesen. Ob man jenes
Wunder, welches der Ursprung aller vor uns liegenden Wunder der
s0) Die neueste Kritik der Sufallstheorie bietet E. Bleuler, Die Psychoide als
Prinzip der organischen Entwicklung, '25 8. 12ff.
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