612 PDer religiöse Wert des naturwissenschaftlichen Weltbildes.
vielmehr allein auf die sich jeder Zeit gleich bleibenden, gesetzmäßigen
Kräfte der ihr bekannten Natur sich beziehen und zurückgehen kann. Ein
auf dem Gebiete der physiologischen Chemie anerkannten Forscher?) hat
1912 ausgeführt, daß „nur technische Umstände unserer jungen Wissen—
schaft daran schuld sind, daß die künstliche Herstellung von lebender
Materie noch nicht gelungen ist“, und in dieser Richtung bewegen sich
heute die Hoffnungen mancher Forscher. Damit stellt sich erneut das
Problem, eine Kontinuität zwischen den physikalischchemischen und dem
biologischen Geschehen nachzuweisen oder vorerst wenigstens als denk—
bar zu erweisen.
Da nun der Übergang zwischen der heute bekannten komplizierten Zellen⸗
struktur und einem chemischen Molekül oder Molekülverbande nicht angängig er—
scheint, so versucht man auf Mittelglieder zurückzugehen, wie sie von der öell—
und Erblichkeitsforschung mehr oder minder wahrscheinlich gemacht werden. Im
Prinzip ist dagegen nichts einzuwenden. Denn daß die chemischen Grundstoffe,
aus denen der Organismus sich aufbaut, nicht zufällig gewählt, sondern durch
ihre besondern Eigenschaften dazu befähigt sind, läßt sich schon heute in gewissem
Maße erkennenao). Aber wie die ungeheuer komplizierten Eiweißmoleküle und
Molekülverbände sich in der freien Natur zufällig sollen gebildet und trotz
ihrer Cabilität erhalten haben, ist schlechterdings nicht einzusehen, wenn ihnen nicht
ihrer eignen Natur nach bereits jene Erhaltungsfähigkeit eignet, die wir gemäß
der Erfahrung dem Organismus beilegen. Da wir schon jedem Atom und jedem
Molekül den Charakter eines Ganzen in seiner Art haben zugestehn müssen, so
ist eine solche Annahme wenn auch prekär, so doch nicht unmöglich; auch mit
der Verbindung von Labilität und Sähigkeit, wie sie speziell den Kohlenstoff—
ketten eignet, würde sie übereinstimmen. Aber allerdings ist von der Uohlenstoff⸗
oder der Eiweißverbindung (gesetzt solche hätten in der freien Natur spontan
entstehen können, was zur Zeit rein hypothetisch und sehr prekär erscheint) noch
ein weiter Weg bis zum einfachsten Protisten von heute; auch dieser Weg konnte,
gehemmt oder gefördert durch Zufälligkeiten, wenn überhaupt, nur dann zurück—
gelegt werden, wenn die jeweils erreichte Phase innern Notwendigkeiten, gleich—
sam prädeterminierten innern Beziehungen der Natur entsprach und darum, so
bald erreicht, mit einer gewissen Zähigkeit festgehalten wurde. Von den einzelnen
Atomen müssen wir diese, auf innern Beziehungen beruhenden Gleichgewichts—
zustände der miteinander verbundenen Molekülverbände offenbar unabhängig
denken, denn der Organismus erhält sich im steten Wechsel der Atome; nicht aber
dürfen wir von den Atom- bzw. Molekülarten absehen, denn die Vonfiguration der
zelle bleibt an das Vorhandensein bestimmter chemischer Stoffe gebunden. Wir
werden also an prädeterminierte Zusammenhänge chemischer Stoffe oder doch im
Analogon davon auf höherer Stufe denken dürfen, und solche Prädeterminationen
müssen im Wesen der Natur gegeben sein, wenn eine natürliche Kontinuität der
Lebewesen mit der unbelebten Natur möglich sein soll.
*
agruu
zell de
rittn
X tu
hontsn
deß erne
hererti
abaes
dah bon
tinn, die
wxitelt l.
zitiglun
Nutut gi⸗
nhe, dae
keit bon
nalen,
greifen ur
czatten
Nelelüle
die öellen
suchten b
tritelti
hildung.
hodlemt.
Nolekdlen
rchst. D:
derandt
J.
mmetht
unbeled:
—D
belebten
dioffe
Organs
deugung
—X
—J
—QVV—
adt w
—
39) Jacques Loeb, Das Leben. Inrernationaler Monisten-Kongreß Ham⸗
burg, '12, 8. 79.
10) Vgl. oben S. 3960 f. Anm. 2. 5. 399. 403 f.