Full text: Natur und Gott

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Die Analogie der organischen Ursächlichkeit mit der seelischen. 615 
mus vollziehen sich so, als ob sie Instinkthandlungen 
wären, d. h. mit einer überraschenden Treffsicherheit 
zur Erhaltung des Individuums und der Art. Die Vor— 
gänge der Assimilation, d. h. der Umwandlung der einverleibten frem— 
den Eiweißstoffe in arteignes Eiweiß, deren chemische Technik den Ge— 
genstand intensiver, noch längst nicht ans Ziel geführter Untersuchung 
bildet, seiner Verteilung (wie die der übrigen Nahrungsstoffe) an die 
einzelnen Zellen und Gewebe, wobei sich im Konfliktsfall, z. B. bei 
Mangel, über die Bedürfnisse der lokalen Stellen hinaus unzweideutig 
das Gesamtinteresse geltend macht, die sorgfältige Einhaltung des Stick— 
toffgleichgewichts, der Salze und ihrer normalen, zahlenmäßig fest— 
tehenden Verteilung auf die einzelnen Gewebszellen und auf die Blut— 
bestandteile, die Gesetzmäßigkeit der einzelnen Sekretionen der Drüsen, 
das Gleichgewicht des innern (osmotischen) Druckes, das Wärmegleich— 
gewicht und der gesamte Energiehaushalt und viele andre Umstände 
zeigen unwidersprechlich, wie im Organismus alle physikalischen 
und schemischen Gesetzmäßigkeiten restlos gelten, aber 
zu bloßen Mitteln für die Erhaltung des Ganzen her— 
abgesetzt, bestimmten Aufgaben untergeordnet sind. 
Wie alle Wirkung äußerer Reize, sofern sie eine gewisse Intensitäts— 
grenze nicht überschreiten, der Lebensbewegung des Ganzen und dem 
innern Khythmus eingeordnet und angepaßt wird, so gilt gleiches auch 
von den interzellularen Keizen; die Korrelation der Teile und ihre 
Unterordnung unter die Entwicklungsrichtung, unter das Ganze wird 
normalerweise, wofür zahlreiche Wege offen stehen, aufrechterhalten. 
Am wunderbarsten zeigt sich diese Fähigkeit des Ganzen wie jeder 
einzelnen Zelle im Wachstum, der Ausbildung neuer, völlig gleichartiger 
Teile, sowie in der Regeneration, der Wiederherstellung verlorener 
Teile des Organismus, besonders aber in der Fortpflanzung. In vielen 
Fällen sind hier die gestaltenden Kräfte an die im Ei vorhandene Struk— 
tur, die sog. Keimbezirke gebunden, in andern Fällen vermögen sie selbst 
bei tiefgreifenden Cinwirkungen und Zerstörungen sich durchzusetzen. 
Zwischen der Spinne, die ihr Netz webt oder dem Vogel, der sein Nest 
baut und der befruchteten Cizelle, die sich selbst nach wunderbaren Ge— 
setzen zu einem Ganzen von bestimmter Art aufbaut, bestehen offenbar 
nur Gradunterschiede; die wirkende Potenz ist hier wie dort die 
gleichee). Nicht einmal die Aktivität, die ja in dem Wirken der Spinne 
a48) Stark betont ist der gleiche Zusammenhang von Bleuler: „So weisen die 
Gene aund alle den organischen Funktionen zugrunde liegenden Trieb- und Gestal⸗ 
lungskräfte in ihrem Wesen und in ihren Zusammenhängen durchaus den näm—
	        
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