Der religiöse Weltbegriff. 747
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Unbegreiflich bleibt auch noch heute die Entstehung des Lebens und
seine Entfaltung bis herauf zum Menschen. Von alledem sagt der Schöp—
fungsgedanke nur das eine, daß die Welt, wie wir sie kennen, durch Gottes
Tat, oder genauer durch eine fortgesetzte Reihe von Taten, geworden ist.
Es ist das auch das Einzige, aber voll Genügende, was Keligion über
die Welt zu sagen hat. Gottes Tat ist das Einzige, was man von ihm
selbst ablösen und gleichsam verselbständigen kann, ohne den Unendlichen
zu begrenzen, denn in seiner Tat ist er selbst gegenwärtig, und doch ist
sie nicht er selbst oder ein Teil seines Wesens. Als Gottes Werk ist aber
die Welt zugleich in ihrer uns bekannten Art für das religiöse Bewußt—
sein legitimiert.
Dieser sehr einfache Gedankengang, für dessen Inhalt das Bild der
schöpferischen Tätigkeit einen unübertrefflichen Ausdruck bietet, kann
noch strenger durchgeführt werden. Betrachten wir den Vorgang als
Gottes Tat, so läßt er sich als Cat freien Willens und als Schöpfung aus
Nichts, der alten dogmatischen Tradition gemäß, näher bestimmen. Die
Ausdrücke sind mißverständlich, denn sie erwecken den Schein, als wollten
sie etwas erklären, was doch schlechthin unfaßlich ist. Befreien wir uns
von dieser Einstellung, beanspruchen wir keine Erklärung des Unerforsch—
lichen, sondern nur einen Ausdruck der religiösen Position, so werden
sie durchaus einleuchtend. Ist die Welt nicht eine naturnotwendige Aus—
trömung des Unendlichen, sondern seine unbedingte, mithin freie Tat,
und ist sie nicht an einen von Gott unabhängigen Stoff (die platonische
hyle oder ein uranfängliches Chaos) gebunden, durch nichts bedingt,
als durch ihn selbst, so ist damit die unbedingte Unabhängigkeit Gottes
in der Herstellung alles Seienden in seinen Grundelementen wie in seiner
Hesamtstruktur, bzw. die unbedingte Abhängigkeit des Weltalls von Gott
allein unzweideutig ausgesprochen und damit der religiöse Weltbegriff
vortrefflich bezeichnet.
Man kann noch einen Schritt weiter gehen. Neben vielem, was an
der Welt verständlich ist und was die Alten auf das ihr zugrunde lie—
gende göttliche „Wort“ zurückführten, d. i. auf Gottes Weisheit und
ihre ewigen Ideen, gibt es so vieles, was bloße, unverständliche Tat—
sache ist; ja schon ihre ganze Cristenz gehört dahin; diese aller Begreif—
lichkeit spottende zufällige Tatsächlichkeit oder Kontingenz begründeten
sie auf den (uns unverständlichen) willkürlichen Willensentscheid Gottes,
auf ein: „so will ich, so befehle ich“. Dies unvernünftige, mit Gottes
Wesen als Geist und Vernunft so seltsam kontrastierende Weltwesen
konnte man auch darin angedeutet finden, daß die Welt aus Nichts ge—
schaffen sei, neben den aus Gott stammenden Kräften und Ordnungen