Full text: Verein Deutscher Ingenieure 1856 - 1926

fördern gesucht; hatte doch Preußen das Glück, in Beuth einen 
großen Organisator und begeisterten Freund der Gewerbe für 
diese Aufgabe zu haben. Er wollte Männer von tiefstem Wissen, 
Können und Tatkraft, beseelt von dem Wunsch, aus eigener 
Kraft voranzukommen, planmäßig erziehen. Ein wichtiges 
Mittel hierzu sah er in einem freien Verein. So begründete Beuth 
am 15. Februar 1821 den Verein zur Beförderung des Gewerb- 
Fleißes in Preußen, nachdem wenige Jahre vorher bereits in Bayern 
der Polytechnische Verein entstanden war. Der Zweck dieses 
Vereins war, Entwicklung und Aufschwung der Gewerbe in 
Preußen möglichst zu fördern. Das erste Verzeichnis umfaßt 
367 Mitglieder, von denen 194 in Berlin lebten. Es handelte sich 
hier um eine nationale Aufgabe, man sprach von der nationalen 
Industrie. Und so finden wir hier nicht nur die Gewerbetreibenden, 
und darunter Träger großer Namen wie Krupp, Borsig, Egells, 
Schichau und Harkort, sondern auch den König und den Kron- 
prinzen, die „Staatsminister, Oberbürgermeister, Kaufleute, 
Bankiers, Kunsthändler, Schlosser, Maurer, Zimmerer, Färber, 
Weber usw., ebenso Männer der Wissenschaft und Kunst, wie 
Alexander und Wilhelm von Humboldt, Schinkel, Rauch und viele 
andere. Beuth war bei seiner Gründung von hohen idealen 
Gesichtspunkten getragen. Für ihn war der ethische Gehalt der 
gewerblichen Tätigkeit ein Maßstab für den Wert, den die Ge- 
werbe für die Gesamtentwicklung einer Nation haben können. 
Nicht minder wichtig aber erschien es Beuth, für die schul- 
mäßige Ausbildung des gewerblichen Nachwuchses zu sorgen. 
Am 1. November 1821 konnte er den Unterricht in der ersten 
Schule für Industrie und Gewerbe mit 13 Schülern beginnen. 
Es war zunächst eine ausgesprochen preußische Schule. Daraus 
entwickelte sich das Gewerbeinstitut, die spätere Technische 
Hochschule, mit seinem Sitz im „Hause des Gewerbefleißes‘‘ 
in der Klosterstraße, mit Laboratorien, Werkstätten, Bibliothek, 
Modell- und Maschinensammlung. Aus dem Kreis der Zög- 
linge dieses Instituts ist der Verein deutscher Ingenieure ge- 
boren worden. 
Der Geist der vierziger Jahre hatte auch bei den jungen 
Besuchern des Gewerbeinstituts Eingang gefunden. Man wollte 
nicht nur sich erziehen lassen, sondern man wollte, aktiver als es 
bisher üblich war, sich im Kreise von Altersgenossen weiterfördern 
und bilden. Der junge Friedrich Euler, der aus Sulzbach bei 
Lauterecken (Bayr. Pfalz) im Gewerbeinstitut seine technische 
Ausbildung suchte, fand Anklang bei seinen Freunden, als er
	        
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