entdeckt. Beide sich bekämpfende Parteien suchten es als
Stützpunkt zu gewinnen, konnte man doch mit den Maschinen-
gewehren von unserem Haus den Platz vor dem Brandenburger
Tor, zwei Flanken des Reichstagsgebäudes, die Spree und die
Dorotheenstraße beherrschen. In der ersten Revolutionsnacht
und am folgenden Tag ist das Haus stark beschossen worden,
In den Januarkämpfen mußte es der Verein auf eine ganze Woche
räumen, und niemand konnte ahnen, in welchem Zustande das
Haus wieder übergeben werden würde. Die schlimmsten Be-
fürchtungen sind glücklicherweise nicht eingetroffen. auch diese
Zeit ging vorüber.
Die Aufregung aber dieser Tage ließ in Berlin viele unserer
Mitglieder die Frage aufwerfen, ob der Verein nicht seine Auf-
gabe versäumt habe, als er sich immer wieder nur den wissen-
schaftlichen Zielen, die ihm gesteckt waren, widmete, und es
ablehnte, sich mit dem großen Schwergewicht seiner Organi-
sation der politischen und wirtschaftspolitischen Tätigkeit zu
widmen. Man glaubte, der Verein müsse grundsätzlich ganz neue
Wege einschlagen. Die Politik war das Schlagwort dieser Tage,
nur auf der Tribüne des’ Reichstags schien man noch für die
Zukunft arbeiten zu können. Es war sicher ein Glück für den
Verein, daß schon allein das Schwergewicht seiner Tradition
ihn hinderte, mit vollen Segeln der Erregung jener Tage zu
folgen. Wieder kam der Gedanke in den Vordergrund, eine
Organisation zu schaffen, die alle Glieder technischer Arbeit
vom einfachen Zeichner bis zum Generaldirektor und alle Zweige
der so vielgestaltig gewordenen Technik umfassen sollte. Diese
Organisation sollte mit den anderen organisierten Berufständen
um die Macht im Staate ringen. So entstand damals der Reichs-
bund deutscher Technik; der Verein deutscher Ingenieure aber
blieb seiner Aufgabe, für die wissenschaftliche Technik zu sorgen.
getreu.
Bald zeigte sich auch die riesige, fast beängstigende Fülle
von Arbeit, die die neue Zeit ihm auf seinem ausschließlichen
Gebiet brachte. Wir haben schon die Normungsarbeit, die Be-
triebstechnik genannt, die in ihrer Auswirkung auch zur Be-
gründung des Ausschusses für wirtschaftliche Fertigung führte.
An neuen Arbeitsgebieten entstanden zunächst einige
literarische Unternehmungen: die „Technische Zeitschriften-
schau‘, die das technisch-wissenschaftliche und praktische Ar-
beiten allgemein erleichtern sollte, das „Archiv für Wärmewirt-
schaft‘“ mit der Aufgabe, die Brennstoffnot durch zweckrichtige
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