Full text: Verein Deutscher Ingenieure 1856 - 1926

Arbeitsgemeinschaft „Technik in der Landwirtschaft.“ 
(AT L) 
Die Notwendigkeit, technisches Denken und Handeln in der Landwirt- 
schaft zu verbreiten und anderseits Industrie und Verbraucher über die 
Lebensbedingungen der Landwirtschaft aufzuklären, haben den Verein deut- 
scher Ingenieure bewogen, die Arbeitsgemeinschaft „Technik in der Land- 
wirtschaft‘ zu gründen. Nächstliegender Zweck ist, der Landwirtschaft gute, 
drauchbare und billige technische Hilfsmittel zu schaffen und sie zweck- 
mäßige, d. h. wirtschaftliche Anwendung und Instandhaltung zu lehren. 
Dazu muß der Ingenieur, der Konstrukteur und der Fabrikant das Wesen 
der landwirtschaftlichen Arbeit kennen lernen. Der Landwirt muß sich klar 
werden, welche Geräte er haben muß und was sie leisten sollen. um der 
[ndustrie klare Forderungen zu stellen. 
Fußend auf dem richtigen Gedanken Max Eyths, fand der Plan der ATL, 
gefördert durch Hellmich, Voigtmann, Krohne, Büsselberg starken Anklang. 
Etwa 25 Ortsgruppen bildeten sich 1919 bis 1920 bei den verschiedenen 
Bezirksvereinen; ihre Leistungen, sowohl in praktisch verwertbaren Vor- 
schlägen, wie in allgemeiner, zweckmäßiger Aufklärung, sind äußerst ver- 
schieden, da sie gerade bei dem Wesen der ATL durchaus abhängig von 
geeigneten Persönlichkeiten sind. Die hoffnungsfrohe Entwicklung vom 
Kriegsende bis 1921 war befruchtet von dem unerschöpflichen Gedankenquell 
Voigtmanns, des Anfang 1924 verstorbenen Schriftleiters der Zeitschrift 
„Technik in der Landwirtschaft‘. Diese ist Organ der ATL und ein Teil 
ihrer Veröffentlichungen muß aus den Arbeiten der ATL herauswachsen. 
Die Inflation brachte eine harte Prüfung für die ATL-Gruppen, der manche 
nicht gewachsen waren. Der Verein deutscher Ingenieure hat trotz schwerster 
Zeit die ATL gehalten. Anerkennung gebührt auch den Geschäftsführern, 
die von Kriegsende bis 1925 tätig waren: 1921 Dr. Scheffer in Zusammen- 
arbeit mit Voigtmann, 1922 bis 1923 Dr. Schlabach, der trotz größter äußerer 
Schwierigkeiten die Grundlage zu den jetzigen, in größerem Maße zu ent- 
wickelnden Arbeiten schuf. In der schwierigsten Zeit wirkten 1924 bis 1925 
Seidler und Schönberger in der Geschäftstelle; seit April 1925 ist Major 
a. D. Brauer Geschäftsführer. 
Entsprechend den allgemein schwankenden wirtschaftlichen Verhältnissen 
Deutschlands war die ATL mit begrenzten verfügbaren Mitteln neu aufzu- 
bauen, insbesondere die Abgrenzung zu zahlreichen andern Stellen zu klären. 
Diese Abklärung im Sinn einer das Gesamtgebiet landwirtschaftlicher Technik 
zusammenfassenden Reichsstelle ist noch im Gange, aber die ATL kann mit 
Befriedigung auf die Entwicklung 1925/26 blicken. Sie hat ihren Wirkungs- 
bereich bei amtlichen, halbamtlichen und freien Stellen und Körperschaften 
bei der Wissenschaft und der Praxis in Landwirtschaft. Industrie und Ver- 
braucherschaft ganz erheblich erweitert. 
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