zur Aushilfe genommen werden, welche gewöhnlich mit sehr bedeutenden Opfern
für die Stifter verbunden waren.
Von den vielen Hunderten kostbarer Nachbildungen kann ich nur wenige als
Beispiele erwähnen, ohne die Namen der Stifter zu nennen, da ich sonst die vielen
Nichtgenannten kränken würde. Unter den kostbarsten Nachbildungen von Ma-
schinen befinden sich die erste Dampfmaschine von Watt und die älteste Lokomo-
tive „Puffing Billy“ von Hedley. Die Originale, die sich im Kensington-Museum
zu London befinden, wurden nicht nur bis zu den kleinsten Details genau nach-
gebildet, sondern es haben diese Nachbildungen gegenüber den Originalen auch den
Vorteil, daß sie betriebsfähig sind und in bezug auf ihre Leistungen, Brennmaterial-
verbrauch usw. geprüft werden konnten.
Von nachgebildeten historischen Instrumenten möchte ich die erste Rechen-
maschine von Leibniz erwähnen, deren Rekonstruktion ein ungewöhnliches Maß
von historischem Studium und Präzision der Arbeit erforderte, ferner die Nachbildung
der Sternwarte Tycho Brahes mit sämtlichen Instrumenten usw.
Die Nachbildungen beschränkten sich nicht nur auf einzelne Maschinen und
Apparate, sondern es wurden auch ganze Räume von historischer Bedeutung ge-
stiftet, so eine alte Sensenschmiede, eine Bergmannsstube, eine alte Apotheke,
chemische Laboratorien usw.
So gewaltig auch die Räume des Museumsbaues sind, so konnten sie doch un-
möglich ausreichen, um auch nur die wichtigsten Meisterwerke der Technik in natür-
licher Größe aufzunehmen. Auf allen Gebieten der Maschinenindustrie, des Ver-
kehrs- und des Bauwesens mußte man Modelle zu Hilfe nehmen.
Ein alle Besucher überraschendes Modell bildet das Schnittmodell des Linien-
schiffes „Rheinland‘‘, das alle die mannigfachen Maschinen und Einrichtungen eines
Kriegsschiffes zum Teil geschnitten und beweglich beobachten läßt.
Nicht minder wichtig als die Modelle von Schiffen, Lokomotiven und Maschinen
sind die Modelle von technischen Bauwerken, von Brücken, Hafenanlagen u. dgl.,
wobei ich besonders das Modell des Ludwig-Donau-Mainkanals erwähnen möchte.
Mehr als tausend wertvolle Modelle sind von opferwilligen Stiftern dem Deut-
schen Museum überwiesen worden. Sie wurden zum Teil in den eigenen Fabriken
hergestellt, zum Teil in deutschen Modellbauanstalten.
Um allen Ansprüchen zu genügen, die das Deutsche Museum an die oft recht
schwierige Herstellung von Modellen stellen mußte. wurde im Museum selbst eine
Modellwerkstätte errichtet.
Die in vielen Museen zahlreich angebrachten Tafeln mit der Aufschrift „nicht be-
rühren‘ paßten nicht für ein wissenschaftlich-technisches Museum, das die Besucher
mit dem Wesen der Erfindungen und den mannigfachen Konstruktionen vertraut
machen soll. Hier ist es die Aufgabe, zu zeigen, wie die Vorgänge in der Natur und im
Experiment sich abspielen, wie die Bewegungen ineinandergreifen und welche Erschei-
nungen auf den verschiedenen Gebieten zu beobachten sind. Deshalb wurden Maschinen
nicht nur im Modell sondern auch im Original durchschnitten und in Bewegung gesetzt.
Eine durchschnittene Schnellzugslokomotive der ehem. Bayerischen Staats-
eisenbahnen läßt die Feuerung, die Dampferzeugung, die Bewegung der Kolben
und Schienen genau erkennen, so daß auch ein der Technik vollständig fernstehender
Besucher die geheimnisvolle Wirkung eines solchen Betriebes erfassen kann.
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