Full text: Das Deutsche Museum

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auswechselbare Mittelstück zur Einstimmung ersetzte er durch einen im Rohre ver- 
schiebbaren Pfropfen. Ihre jetzige Gestalt gab ihr um die Mitte des vorigen Jahr- 
hunderts der Münchner Hofmusiker Böhm, dessen wissenschaftlicher Beirat Prof. 
v. Schafhäutl war. 
Die Entwicklung der Holzblasinstrumente mit doppeltem Rohrblatt ist durch die 
verschiedensten Arten dieser Gattung veranschaulicht. Dazu gehören die alten 
Schalmeien und deren größte Formen, die Bomharte (Pommern), mit in der oberen 
Ausbuchtung des Rohres versenktem Rohrblatt, das Krummhorn, das keine weitere 
Ausbildung erfahren hat, sowie die Oboen und Fagotte. Die Oboe, deren Vorgängerin 
die Schalmei war, wurde wahrscheinlich in Frankreich erfunden und ist in ihrer 
heutigen Gestalt ungefähr 200 Jahre alt. Die an ihr vorgenommenen Verbesserungen 
bestehen in der Vermehrung der Klappenzahl von zwei auf vierzehn. Zu den Oboen 
zählen auch das Englische Horn und die Oboe d’amore. Ersteres im 17. und 18. Jahr- 
hundert als Oboe da caccia allgemein verbreitet, hatte sichelförmige Gestalt und 
war mit Leder überzogen, während die jetzige Form, der Länge des Rohres wegen, 
im Winkel gebaut wird. Die Oboe d’amore ist ganz veraltet. Durch einen kugel- 
‘örmigen Schalltrichter mit enger Öffnung war ihr Klang stark gedämpft. Das Fagott, 
erfunden 1525 vom Kanonikus Afranio zu Ferrara, der das überlange Rohr des 
Bomhart teilte und zu einem Bündel (fagotto) zusammenfaßte, erfuhr erst im 19. Jahr- 
hundert durch Almenröder und Böhm eine höhere Ausbildung. Die für den Bläser 
wichtigste Neuerung sowohl bei der Oboe als auch beim Fagott war die Beseitigung 
des versenkten Rohrblattes, wodurch er, nachdem das nun freistehende Rohrblatt 
von ihm direkt mit den Lippen gefaßt werden mußte, erst die volle Gewalt über das 
Instrument hinsichtlich des Ausdruckes gewann. Die Gruppe der Holzblasinstru- 
mente mit einfachem Rohrblatt, das auf dem Schnabel des Rohres angebracht, 
als aufschlagende Zunge wirkt, bilden die Klarinetten. Diese wurden von Denner 
in Nürnberg im Jahre 1700 erfunden, der auch durch Anbringung einer kleinen Öff- 
aung am Rohre, welche mit einer Hilfsklappe bedeckt ist, das Überblasen in die 
Duodezime erleichtert hat. Das Museum besitzt an Klarinettenformen auch eine 
Altklarinette, eine Baßklarinette und ein Baßetthorn. 
Zu den Holzblasinstrumenten zählt auch der in mehreren Formen vertretene 
Dudelsack. Von den Babyloniern stammend, wurde er über die ganze Welt verbreitet. 
Ursprünglich als Hirteninstrument, im 13. Jahrhundert auch von den Troubadours 
und Minnesängern benützt, nachdem er sogar mehrfach bei Weihnachtsfeiern der 
christlichen Kirche geduldet worden war, gelangte er im 17. Jahrhundert besonders 
in Frankreich zu solchem Ansehen, daß sich namhafte Musiker als Komponisten 
und Virtuosen mit der „Musette‘ befaßten. Die nächste Gruppe zeigt jene Blas- 
instrumente, bei welchen der Klang durch Vibration der Lippen des Bläsers erzeugt 
wird. Ihre dem frühesten Altertum entstammenden Arten sind im jüdischen Schophar 
and im Nachtwächterhorn vertreten. Weitere Formen dieser Hörner erblickt der 
Beschauer an den Alpenhörnern, einer Abart der alten Heerhörner, und in den klein- 
sten Arten, den Hüfthörnern. Bei allen diesen beschränkte sich der Umfang auf wenige 
Naturtöne. Erst um das Jahr 1000 vollzog sich, vermutlich in England, die Umbildung 
der größeren Formen zum Zink, der als gerader und krummer Zink bei der Instru- 
mentalmusik des 16. und 17. Jahrhunderts eine große Rolle spielte. Aus dem Zink 
bildete sich das in Schlangenwindungen gebaute Serpent, erfunden vom Kanonikus 
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