war ihm gekommen, als er im Conservatoire des arts et metiers in Paris, wo er als Mecha-
niker tätig war, die bereits in Vergessenheit geratene Vaucansonmaschine reparierte.
Dies ist ein bemerkenswertes Beispiel einerseits dafür, daß eine bereits auf-
gegebene Idee, in richtiger Weise erfaßt und ausgebildet, von weittragender Be-
deutung werden kann, anderseits aber auch für den Wert eines Museums, das sich,
wie das Deutsche Museum, die Aufgabe gestellt hat, die Geisteswerke früherer Er-
finder zum Nutzen der Nachwelt zu erhalten.
Diese denkwürdige Erfindung, welche in der Anwendung einer gelochten Muster-
karte und einem Stoßprisma besteht, um die Kettfäden automatisch einzeln zu be-
"ätigen, ist durch eine naturgetreue Nachbildung des ersten J acquardwebstuhles
wiedergegeben. Die Arbeitsweise der Jacquardmaschine kann sich der Besucher an
Hand eines schematischen Modelles klar machen. Ein Originalteppichwebstuhl zeigt
die praktische Anwendung der Jacquardvorrichtung. Bilder von mechanischen Web-
stühlen mit Jacquardmaschinen veranschaulichen ihre vielseitigen Verwendungsmög-
lichkeiten sowie die Verbesserungsbestrebungen, die eine Umgestaltung des kost-
spieligen Musterkartensystems, Z. B. auf photographisch-elektrischem Wege wie beim
alektrischen Damaststuhl von Carver, bezwecken.
Von besonderem Erfolg begleitet waren in dieser Hinsicht auch die Bemühungen
von Verdol, eine um ein Drittel billigere und sehr viel leichtere Papierkarte durch
Anwendung eines Nadelvortasters zu ermöglichen.
In einem weiteren Raum ist eine reichhaltige Gewebesammlung untergebracht.
Um die sog. „Gewebekonstruktion“‘, das ist die Verbindung von Kette und Schuß, dem
Beschauer möglichst klar dazustellen, sind die wichtigsten Bindungsarten im Tech-
nikum für Textilindustrie in Reutlingen unter Leitung von Direktor Prof. Dr.-Ing.
0. Johannsen für das Deutsche Museum in anschaulicher Weise modellartig zusammen-
gestellt worden. Während für das geschulte Auge des fachkundigen Webers die
üblichen kleinen, auf engmaschigem quadriertem Patronenpapier rasterartig dar-
gestellten Gewebebilder genügen, die Bindungsgesetze abzulesen, um daraus z. B.zu
ersehen, wie er seinen Webstuhl einzurichten hat, werden den unkundigen Museums-
besuchern schematische Gewebemodelle, Musterbilder und Webproben in großemMaß-
stab vorgeführt, die, leichtfaßlich, die Gewebekonstruktion erkennen lassen. Diese
Vorführung wird ergänzt durch die jeweils zugehörigen wirklichen Stoffproben.
Außer den Grundbindungen Leinwand, Köper, Atlas sind auf diese Weise auch
lie zusammengesetzten Bindungen, wie Doppelstoffe, Frottierstoffe, Pique, Samt
und Drehergewebe wiedergegeben.
Weitere Schränke enthalten typische Gewebe verschiedener Zeiten und Länder,
darunter schleierartig feine Mumienleinwandreste, sog. Byssusgewebe, die ein be-
redtes Zeugnis von dem hohen Grad der Spinn- und Webfertigkeit der alten Ägypter
geben, ferner Brokatgewebe mit starren Metallfäden, die solchen mit zyprischen
Goldfäden gegenübergestellt sind, ältere Damaste und Samte mit Mustern der ver-
schiedenen Stilepochen, die noch auf Hand-Zugstühlen ohne Jacquardmaschine
hergestellt wurden. Weiter ist bemerkenswert eine Serie von Seidenbildgeweben
der modernen Jacquardweberei mit schönen Effekten, die auf mechanischem Wege
sehr billig hergestellt werden können.
Eine weitere Sammlung von Appretur-, Färbe- und Druckmustern mit Abbildungen
von älteren und neueren Einrichtungen, zusammengestellt von der Firma Friedrich
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