gegenüber sie zunächst als Ersatzstoffe, als Surrogate, erschienen, zu verschaffen, so
daß nach wenigen Jahrzehnten drei Viertel aller auf der Welt mit ihrer vor dem Welt-
kriege 10 Milliarden kg betragenden Erzeugung verwendeten Papierfasern von Holz
stammten.
Die Zeit war reif, von der Erfindung des Webers Fr. Gottlob Keller in Hainichen,
Holz mit Hilfe des Schleifsteins zu zerfasern, rasch Gebrauch zu machen. In Heinrich
Voelter fand er einen Ingenieur für die Lösung der Aufgabe, die Erfindung zur
technischen Reife zu entwickeln. So entstand die Holzschleiferei von 1845 als rein
mechanisches Papierfasergewinnungsverfahren und entwickelte sich zum Teil als
selbständiger Gewerbezweig.
Man hatte damit den leicht mit hoher Ausbeute aus dem Rohmaterial herstell-
baren Faserstoff für wohlfeile Massenerzeugnisse, nur war er nicht allein und seiner
minderen Beständigkeit wegen für höhere Wertstufen überhaupt nicht verwendbar,
auch nicht durch Bleichen veredelbar.
Bis zur Mitte des Jahrhunderts war auch durch Mellier die lange versuchte
Erschließung des Getreidestrohs für die Papierfasergewinnung zur Betriebsreife
gekommen.
Den die Bedürfnisse nach Fasern auf absehbare Zeit befriedigenden Abschluß
der Erfindungen brachten in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts die
chemischen Aufschließungsverfahren des Holzes mit Alkalilaugen wie beim Stroh
oder mit Schwefligsäure als wirksames Agens enthaltenden Laugen. Von diesen
Verfahren, an deren Ausbildung gleichzeitig von verschiedenen Personen mit Erfolg
gearbeitet worden ist, hat das Sulfitverfahren überragende Bedeutung erlangt. In
diesen Holzzellstoffen hatte man bleichbare, derselben Veredelung wie die Lumpen-
fasern. fähige und feste Faserstoffe zur Verfügung, die auch zu Feinpapieren in
weitem Umfange die Lumpen ersetzen konnten.
Dieser Entwicklung der Verhältnisse entsprechend sind der Gewinnung der
wichtigen Halbstoffgattungen aus den Rohstoffen Reihen von Darstellungen ge-
widmet, die an Modellen von Maschinen und Betriebsanlagen, und an Bearbeitungs-
;tufen vom Rohstoff bis zum Produkt Einblicke in den Werdegang der Halbstoffe,
und was dabei über Aufwand an Stoffen und Entstehung von Neben- und Abfalls-
produkten wissenswert ist, gewähren.
Die Lumpenhalbstoffbereitung, der durch die Herstellung von Textilwaren die
Aufschließung aus den Rohstoffen abgenommen, durch die Benutzung der Gewebe
aber die Auslese und Reinigung zur wichtigsten Aufgabe geworden ist, findet im
Museum die ihrer Bedeutung für die wertvollsten Feinpapiere angemessene Dar-
stellung durch Modelle der bei den Reinigungsarbeiten benutzten besonderen KEin-
richtungen und Maschinen und ihre Arbeitsweise.
Die Holzstofferzeugung läßt an zwei Modellen von Sulfitzellstoffabriken aus
früher und jüngster Zeit das Wesentliche des Arbeitsganges und der Fortschritte
erkennen.
Von der Entwicklung der Holzschleifereieinrichtungen, die noch immer tech-
nisch fortschreitet, geben zwei Schleifereimodelle der an ihr von Anfang an her-
vorragend beteiligten Firma J. M. Voith, Heidenheim, einen Begriff. An Kellers
Erfindertätigkeit aber erinnern von ihm einst selbst hergestellte Blätter von Holz-
schliffpapieren.
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