Full text: Das Deutsche Museum

A\NTON KOCH, BRAUEREI UND BRENNEREI. 
Das Bier ist das Nationalgetränk des deutschen Volkes im wahren Sinne des 
Wortes. Auch anderwärts finden wir neben anderen alkoholhaltigen Getränken das 
Bier. Seine Geschichte ist so alt, wie die Kultur der Völker; je enger ein Kulturgut 
mit der Erhaltung des Lebens verknüpft ist, wie z. B. die Zubereitung von Speise 
und Trank, um so älter ist seine Geschichte. Die Anfänge der Bierbereitung dürften 
lemnach, obwohl sichere Urkunden darüber nicht vorliegen, in sehr frühe Zeit- 
abschnitte der Geschichte des Menschengeschlechtes zurückreichen, in die Zeit der 
beginnenden Seßhaftmachung, des Überganges vom Nomadenleben zum Ackerbau. 
Zum Bierbrauen gehört Wasser, Malz und Hopfen. Wasser und Hopfen sind 
Naturprodukte; Malz aber ist ein künstliches Erzeugnis, das aus Ackerbaufrüchten 
zewonnen wird. Wie kam der Mensch dazu, Getreide — z. B. Gerste — in Malz 
umzuwandeln? Es ist nicht anzunehmen, daß Malz „erfunden“ worden ist; viel- 
mehr wird eine Reihe von Zufällen mitgespielt haben, bis auch der Erfindungsgeist 
des Menschen geweckt worden ist. (Es sei hier ein solcher Zufall angeführt.) — Die 
primitive Wohnweise unserer armen Altvordern hat gewiß eine ebenso primitive 
und unsachgemäße Lagerung der geernteten Halmfrüchte in feuchten Erdhöhlen 
oder dem Unwetter ausgesetzten Schuppen oder in. Pfahlbauten zur Folge gehabt, 
3o daß eine ungewollte Keimung des Getreides verursacht und seine Verarbeitung 
zw. Vermahlung beeinträchtigt wurde. Um das zur Ernährung notwendige Getreide 
vor weiterem Schaden zu bewahren, hat man es dann an der Luft und an der Sonne, 
als dem ersten Malzdarrfeuer, oder auch am Herdfeuer wieder getrocknet und damit 
versucht, es wieder mahlfähig zu machen. Die aus solchen groben Mehlen von ge- 
keimtem Getreide hergestellten Brote und Suppen haben den Menschen frühester 
Kultur infolge des süßen Geschmackes zugesagt, so daß dieser Vorgang einer primi- 
tiven Mälzung im Laufe der Zeit absichtlich herbeigeführt wurde. Wenn nun be- 
sonders in der heißen Jahreszeit größere Vorräte angekeimten und wieder getrock- 
aeten Getreides hergestellt, in Teigform oder zu flüssigen Speisen verarbeitet wurden, 
3o ist die Möglichkeit der sauren und alkoholischen Gärung ohne weiteres gegeben. 
Auf diese Weise wurde der Mensch unbewußt mit dem Alkohol und seinen charak- 
teristischen Wirkungen bekannt. 
Während auf der einen Seite die saure Gärung der Zubereitung aus Mehl un- 
mittelbar zum Brot führt, leitet die alkoholische Gärung zu berauschenden Ge- 
tränken. Daraus kann gefolgert werden, daß die Brot- und Bierbereitung auf ein und 
derselben Grundlage stehen, was übrigens auch die Kulturgeschichte der Babylonier 
Jeweist, die etwa 7000 Jahre v. Chr. schon Bier brauten und Funde aus der Zeit der 
alten Ägypter zeigen. Siehe die hochinteressanten Veröffentlichungen von Dr. Huber, 
Berlin (Gesellschaft für die Geschichte und Bibliographie des Brauwesens E. V.). 
Wir sehen in diesen Modellen und in Abgüssen alter Reliefe einen ägyptischen 
Getreidespeicher, eine altägyptische und eine Fellachenbrauerei, die sich eigentlich 
voneinander fast gar nicht unterscheiden; sie zeigen uns das Leben und Treiben in der 
einfachen Werkstätte, im Brauhaus, wie das Getreide auf einem Haufen angefeuchtet 
wird, wie am Dache des Brauhauses, auf welchem — nebenbei bemerkt — der Brau- 
meister sein idyllisches, luftiges Quartier aufgeschlagen hat, das ausgebreitete ab- 
zekeimte Getreide durch die liebe Sonne getrocknet wird (die erste Malzdarre); 
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