Hände der Sünder überliefert. Gal. 8, 10: „Christus ist für uns zum
Fluche geworden, denn es steht geschrieben: Verflucht sei jeder, der da
am Kreuze hängt, damit den Heiden durch Jefus Christus der Segen
Abrahams zukomme.“ In dieser Stelle erkennen wir den Leitgedan⸗
ken ausgedrückt, der Bild 1. w. (Christus, der am Kreuze hängt) mit
Bild 2. w. (der den Fluch unschuldig auf sich getgagen) und mit Bild
3. w. verbindet (damit den Heiden der Segen Abrahams zukomme; s. die
Erklärung zu 83. w.). Die Gedankenverbindung zwischen dem Bilde des
Gekreuzigten und dem Sündenbock ist ausgesprochen in 1. Petr. 2, 24:
(Christus) „der unsere Sünden selbst an seinem Leibe auf das Holz ge—
tragen hat“.
3. 6.: Iure Menschen nebeneinander erheben die rechten Arme, um
Hand in Hand zu legen. Nach Amira, S. 239, ist dieses Zusammenlegen
der erhobenen Hände das Zeichen eines feierlichen VBertrages mit Hand⸗
schlag an Eides Statt. Diese zwei Personen sind nicht wesentlich unter—
schieden; die Haartracht ist die gleiche; von Bart an' einem oder beiden
wird man nicht sprechen wollen, wenn man die Furchen um die Mund—
partie ebenso an den Engeln des Tympanons wiedersehen kann. Auch
die Kleidung ist dieselbe an beiden ore doch der Faltenwurf
unterhalb der Hüftengürtung ist verschieden. Beim östlichen Menschen,
der etwas größer erscheint, fallen diefe Falten senkrecht abwärts, bei
dem westlichen, kleineren liegen fie schräg von den Seiten zueinander
in den Schoß gerichtet. Nun erkennt man, daß der eine größer ist, weil
er steht, der andere kleiner, weil er fitzt. Dieser Unterschied 9 die not⸗
wendige Andeutung, um die dargestellte Szene festzustellen. Wir brau—
hen einen Stehenden und Sitzenden, die eine Abereinkunft durch Hand⸗
schlag bekräftigen. Die Lösung des Rätsels ist nicht mehr schwer: Es find
die Söhne Isaaks. Jakob sitzt beim Linsenmus. Esau kommt heim
(4. Mos. 25, 20); Jakob verlangt für die —— des Gekochten die
Erstgeburt (B. 31), fordert eidliche Bekräftigung (V. 33). Esau schwur
ihm und verkaufte ihm die Erstgeburt, aß und ging davon und achtete
gering, daß er die Erstgeburt verkauft hatte (V. 34).
Es ist bekannt, wie der Apostel und die Kirchenväter diese Stelle auf
das Judenvolk angewandt haben, das seine Erftgeburt und Berufung
an die Heiden verlor. „Die Ersten werden die Letzten, die Letzten wer⸗
den die Ersten“ (Matt. 19, 30; 20, 16). Wie gewissenhaft hier Esau auf
die lie— Jakob aber auf die westliche, die Heidenseite, die der Spät—
berufenen, gesetzt wurde!
3. w.: Eine weibliche Gestalt mit langem Haar (oder Kopftuch?), in
demütiger Haltung vorgebeugt, stützt die rechte Hand auf eine (durch die
senkrechten Rillen und den Querbund) deutlich erkenubare Getreide—
garbe. Ruth wird beim AÄhrenlesen von Booz, dem Bethlehemiten, an⸗
gesprochen. Kopfbedeckung (Kapuze?) und Baärt des Mannes sind nicht
gut erhalten. Er winkt der Moabitin mit der Rechten. Denn Booßz
nahm sie zur Frau; die Ausländerin wird in das Geschlecht Abrahams
aufgenommen, die Heidin wird eine Stammutter des Messias. Die
kirchliche Auslegung sah in diesem Vorgang die Berufung der Heiden,
ein Vorbild des Brautverhältnisses zwischen Christus und der Kirche,
die aus den Heiden erwachfen ist (Sauer, S. 55 f.), nachdem die Juden
ihre Erstberufung, ihre Erstgeburt verloren hatien. Zum Gegenüber
des Esaubildes mit dem Ruthbilde siehe Matt. 21, 48: „Ich sage euch,
das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volke gegeben
verden, das seine Früchte bringen wird“.
Die gegenseitigen, senkrechten und waagrechten Beziehungen dieser
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