je drei Kastenbilder ließen sich noch eingehender betrachten. Mit dem
Gesagten ist genügend klar gelegt, welch einheitlichen Inhalt dieser
Zyklus in sich birgt. Die unterhalb folgenden Bilder dren nicht
55— 3— besonderen Thema, sondern zür allgemein üblichen Portal—
ymbolik.
4. 6.: Ein zweibeiniger Drache mit gehobenen Flügeln bedeutet
Feuer vom Himmel 6Glitz). Hier geht das Programm auf die Welt—⸗
gerichtsverheißung über. Die Erde wird durch Feuer zerstört werden,
das vom Himmel her kommt, weshalb der Feuerddrache östlich angebracht
ist. S. Schottentor, S. 30.
4. w.: Ein sirenenhaftes Tier, der Unterweltsdrache, von Westen,
d. i. dem Untergang kommend, ist das Sinnbild der Wass erfluten, die die
Erde überschwemmen werden, des Meeres, des lacus, wohin die Asche
der Erde versenkt wird. S. Schottentor, S. 82.
Auch an den Schmalseiten der soeben besprochenen Blöcke in der
Richtung zum Kircheneingang sind Kastenbilder.
Ostlich ein nach außen blickender Hundskopf mit offenem Rachen;
westlich ein bärtiger Männerkopf in der Kapuge. Das muß kein Moͤnch
sein, sonst wäre er deutlicher ohne Kopfbedecküng mit Haarkranz und
Tonsur gekennzeichnet. Am Singertor der Südfeite des St. Stephans—
doms in Wien (gotisch, s Tietze, S. 147) trägt ein Begleiter des hl. Pau⸗
lus die Kapuze auf dem Haupt. Die romaͤnische Kuͤnst bringt die Ka—
puze bei Darstellung von Hirten, Bauern, Vaganten, Scholaren und
Pilgern, auch bei Suͤndern und Büßern. Diese zwei nach außen gerich⸗
teten Bilder erinnern an die Stelle in der Geh. Offenbarung, 22, 18:
„Draußen aber sind die Hunde ...“ und die Sünder, die am“St. Ste—
phans-Riesentor Wort für Wort, an vielen romanischen Portalen dem
Sinne nach, plastische Darstellung gefunden hat; denn drinnen ist das
Reich Gottes, draußen sind die Ausgeschlossenen (f. Schottentor, S. 42).
Das ist für die Kirchenbesucher eine Maͤhnung, „ihr Gewand im Blute
des Lammes zu waschen, daß sie zum Baͤume des Lebens Macht erhal—
ten und durch das Tor in die hl. Stadt eingehen“ (Offb. 22 14).
5. 5. uU. w.: Die als Hochreliefbilder über den Sockeln lagernden Lö—
wen sind die schon in Urzeiten im Orient üblichen Türhüter am Ein—
gang. In der christlichen Symbolik werden sie, da sich bdas Kirchentor
meist zur Begräbnisstätte öffnet, verstanden als Wächter der ünter—
welt, Mahner, der im Tod gefangenen Seelen in Opfer und Gebet zu
gedenken (s. Schottentor, S. 37).
Die Kastenbilderüber dem Torbogen. Ihre Anoroͤnung
Wingt zu einem Vergleich mit den Nischen und den darin stehenden
Steinbildern an der Stirnwand des romanischen Westvorbaus des St.
Stephansdomes in Wien. Hier wie dort find es vier; hier wie dort
sind die zwei äußeren Kasten oder Nischen größer als die zwei inneren;
beidemal liegt die Fußbank der Bilder bei den äußeren Nischen tiefer
als bei den inneren, die dem Bogenscheitel näher sind. Was aber das
wichtigste ist, der Gedankeninhalt ist wesentlich der gleiche in Gögging
und, wie wir der Kürze halber sagen wollen, in Wien. Wir besprechen
die Bilder von Gögging in der Folge von Westen nach Osten. Auch die
inhaltliche Reihenfolge ist in Wien diefelbe, doch handelt es sich dort
um ein Westportal, so daß die Richtung von Süden nach Norden geht;
ein Bezug auf die Himmelsrichtung besteht darin nicht, sonst müßte die
Reihenfolge umgestellt sein. Daß dies nicht geschehen ist, beweist die ge—
genseitige Abhängigkeit; über die zeitliche Priorität kann sich die Iko—
nographie des Urteils enthalten.
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