Art der Oranten mit nach außen gerichteten Handflächen vor die Brust.
Sften ist die christliche Betrichtung. Dle Tiere könnten wir uns sprin—⸗
gend, auf die Weide eilend vorstellen.
Für denSüdturm ist ein entsprechender Fries sicher anzunehmen;
an den Ecken Löwen oder Greifen. Die Friesbilder hatten ebenso gewiß
Bezug auf die Himmelsrichtungen; vielleicht waren es die Jahreszei⸗
en' und die Lebensalter. Also wäre am Rordturm der Tageslauf, am
Sudlurm der Jahreslauf der Sonne, dort das Verhalten des Menschen
n den Tagzeiten, hier sein Zustand in den Lebensaltern, dem Mittel⸗
alter geläüfige Themen, dargestellt. Üüber die Rebenfiguren läßt sich
ohne Fundstück nichts sagen. Der aufgefundene Bildstock, als Mittel⸗
stück der Westseite angenommen, einen Menschen, weit zurückgebeugt,
mit zusammengelegten Händen nach oben greifend darstellend, kann
den Herbst der Natur und, des Menschenlebens andeuten, einen Mann
vorgerückten Alters, der die Früchte seiner Lebensarbeit erntet.
Die romanische Bauplaltik an der 8t. Johannes⸗
kirche in Fchwäb. Gmünd
Zwei Portale der Kirche des hl. Johannes des Täufers in Schwä⸗—⸗
bischGmund enthalten im Bogenfeld das Zeichen der Schere, das
westliche an der Südseite und das Rebenportal der Westfassade. uber
die bisherigen Erklärungsversuche dieses rätselhaften Zeichens berich⸗
ten Jan Fastenau (Die romanische Steinplastik in Schwaben, Eßlingen,
1907) und Walter Klein (Die St. Johanniskirche zu Gmünd, Frank—
furt a. M., 1928). In den genannten Buchern sind die für unseren Auf⸗
satz dienlichen Bilder enthalten. Bau⸗— und kunstgeschichtliche Fragen,
owie die Auseinanderfetzung mit den Verfassern tonographischer Ver⸗
suche beiseite lassend, spricht diese Arbeit von den genannten Eingängen
und dann noch vom Hauptportal.
Die Schere muß nicht ein Wappen von Stiftern aus einem Scherer⸗
Geschlechte oder aus der Schneiderzunft, ein Adler nicht das Symbol
des hl. Evangelisten Johannes, der niemals Nebenpatron der Johan⸗
neskirche war, oder Sinnbild des Kaiserreiches sein, die Sitzfigur des
hl. Petrus braucht nicht über Lorch nach Hirsau zu weisen und der Bi—
schof daneben keine historische Person zu verkörpern. Solche Voraus⸗
setzungen führen zu den üͤblichen Phanftastereien, die der Ikonographie
iblen“ Ruf eingebracht haben. Die Schere hatte im Mittelalter hohe
Bedeutung in der Bußdisziplin und in der Rechtssymbolik. Hans Fehr
bringt in feinem Buche „Recht im Bild“ eine Abbildung aus dem Sach⸗
senspiegel: Ein Missetäter hat sich von der Strafe des Handverlustes
losgekauft; auf den Rücken gebunden trägt ex eine Schere und einen
Befsen. Sie sind Sinnbilder der auferlegten Buße. „Zwei Besen und
eine Schere sei die Buße der Leute, die ihr Recht mit Siebstahl, Raub ..
verwirkt haben“. Damit ist wohl die öffentliche Buße mit Haarabschnei⸗
dung und Auspeitschung gemeint oder die Erinnerung an sie aufrecht⸗
erhalten. Das Auswahlbandchen der Inselbücherei EVr. 347), „Der
Sachfenspiegel, Bilder aus der Heidelberger Handschrift“ zeigt in
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