b. Kapitell, unten Palmette in Ranken, oben ein vierfaches, absper⸗
rendes Bandgeflecht. Hoffnung, aber noch nicht Eingang ins Himmel—⸗
reich; Bezug auf die Samsonfymbolik, Befreiung aus der Gefangen—⸗
schaft des Todes.
Die Säulen in der Biloͤfläche, deren Inhalt Tod bedeutet
und wo der mittlere Kopf zwei Wenschen in Halsschlingen hält, sind
sämtlich mit Schlingenbandgeflecht geziert, zum Teil mit Blumenfül⸗
lung. Es darf aͤngenommen werden, daß die fehlende zweite Säule,
wie in der südlichen Fläche, der drilten gleich war. Dieses Motiv be—
deutet die Todesschlingen.
—A unter den Hängesäulen: Von der südlichen sind nur Reste,
schlaff herabhängende Hände zu sehen. Es sei erwähnt: Psalm 9, 15,
„Zerbrich den Arm des Sünders“ und Psalm 36, 17,„Denn der Sün⸗
der Arm wird gebrochen“, nämlich durch den Tod. Ähnlich gebrochene
Arme im Dom zu Chuͤr, nördliches Kämpferband am Choraufgang.
Unter der nördlichen Hängesäule ist ein schöner Männerkopf mit
gewaltigem Bart, deffen aͤußere Endsträhnen eingeflochten sind (No—
votny, Abb. 22). Man hat langes Haar zum Schlafe geflochten (Schot—
tentor, S. 29). Also ist die Konsole zu deuten im Gegensatz zu der vor—
herigen als der ruhige Todesschlaf des Gerechten.
Die Bildwerke der nördlichen Fläche
Das Bild über dem Fenster gibt die Aufschrift an: „Der Teufel“,
an den sich die Menschen hängen.
Die Bildwerke in der Fläche schildern den Widerstand und Kampf
gegen den Teufel. „Seid nuͤchtern und wachsam, denn euer Widersacher,
der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe, suchend wen er ver“
schlinge. Ihm widerstehet tapfer im Glauben ..“(1I. Pelr. 5, 8.9).
UAnten. Ein Kampf gegen den Löwen, der zunächst an David den—
ken läßt und wirklich (nach 1. Kge. 17, 34) den mutigen Streiter mit
der linken Hand den Unterkiefer des Löwen fassend darstellt. Aber von
einem Erwürgen ift nichts angedeutet. Das Bild weicht von Davids
Bericht ab; der Mann schlägt mit einer Axt, zwei Hunde helfen ihm.
Es ist keine bestimmte Person, es ist der Christ, der dem brüllenden Lö.
wen tapfer widersteht. Die zwei Hunde sind, der romanifchen Symboli⸗
stik gemäß, nicht bedeutungslos. Sie versinubildlichen die zum Kampfe
gegen den Satan notwendigen Tugenden: Nüchternheit und Wachfam—
keit, die durch die klugen und wachsamen Hunde treffend vorgestellt
werden. Das Bild spricht vom tapferen Widerstand gegen den Teufel.
Nordöstlich. Eine Frau mit lang wallendem Haar in vorneh⸗
mem Kleide mit Schleppe, halt einen Rundspiegel am Griffe, mit der
anderen Hand bietel fie dem danebenstehenden Nanne einen üppigen
Blumenstrauß an. Sie trägt den Putz und die Ausrüstung der luxuria
in der mittelalterlichen Plastik. Aber der Mann steht frontal, ohne fich
zur Frau zu wenden, und verschränkt seine Arme nach unten. Diese
Bebärde bedeutet in der mittelalterlichen Kunst Ablehnung (eine Hecke
bilden). Shakespeare erwähnt diese Gebärde im Hamlet, ersten Akt,
fünfte Szene: „Mit verschränkten Armen die Änlwort verweigern“;
in den Edelleuten von Verona, zweiter Akt, erfile Szene: „Die Arme
reuzweige übereinander schlagen gleich einem der mit der Regierung
unzufrieden ist“. Der Mann also widersteht der verführerischen Frau.
Das Bild spricht vom Widerstand gegen die Versuchung des Fleifches.
Nordwestlich. Eine Bärin mit dem Jungen hinter sich, womit
ihre Gefährlichkeit uünterfirichen wird, umschließt mit einer Tabe einen
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