Die Hängesäule östlich vom Fenster fehlt, sie darf als gleich mit der
westlichen angenommen werden, die ege hängende Stricke zeigt,
„Teufelsstricke“, wie der Volksmund heute noch sagt; sie bedeuten Ab—
wehr, Absonderung. (Auf Scheftelowitz ist schon verwiesen worden.)
Die westliche, letzte Ecksäule hat zwei Gestalten übereinander, die
sich als Wesen der uͤnterwelt zu erkennen geben. Die obere Gestalt ist
bärtig, der (kaum erkennbare) Veib ist von Armen bedeckt, die nach ab—
wärts sich überkreuzen und wie Fischflossen aussehen.
Die untere Gestalt mit spitzen Ohren ist unbärtig und hält mit den
händen beiderseits ihre aufgebogenen Fifschschwänze. Das ist ein Bild
des Wassermannes und der Wasserfrau oder Sirene. Im Freiburger
Münster, südliches Seitenschiff, Eingang zum Chor, ist die Wasser—
mannfamilie das Gegenstück zu Alexanders Himmelfahrt. Hier offen⸗
bar ein Gegenüber zu Lasterdämonen des Erdenlebens; Todesdämo—
nen in der „Wassergrube“ nach Poalm 87, 5: „Die Wassergrube, in die
die Toten fahren“. (Zum lacus gleich Unterwelt, Hölle, siehe Schotten—
tor, S. 33, f. 38.) Das Bild war sehr bekannt durch das Offerlorium
der Totenmesse: „Befreie die Seelen der verstorbenen Gläubigen aus
den Peinen der Unterwelt, und aus der tiefen Wassergrube (lacu), aus
dem Rachen des Löwen, damit sie nicht verschlinge der Tartarus, sie
nicht versinken in Fiseu Damit ist die Bedeutung dieses Säu—
lenbildes geklärt, ebenso der Bezug auf die nebenan durch die Hilfelei—
stung für den vom Bären, vom Teufel als Tod, ergriffenen Menschen
in Erinnerung gebrachte Fürbitte um Befreiung der Armen Seelen.
Die Konsolen der Hängesäulen. Die östliche ist bis auf einen un—
bestimmbaren Rest zerstört.
Die westliche ist ein häßlicher Kopf mit Haube, deren Lappen über
die Ohren gezogen sind (Tarnkappe?). Der dange Bart ist in zwei ge—
slochtene Hälften geteilt. Zwiespältigkeit des Bartes bedeutet, durch
oftmaliges Vorkommen in diesem Sinne in Bildreihen gesichert, Mein—
eid (Schottentor, S. 45 und 48). Man vergleiche dazu den Teufelskopf
über dem nördlichen Fenster an dessen zwiespältigen Bart sich die
Menschen hängen. Es ift das Bild des Teufels. des Vaters der Lüge“.
Schluß
Alle Ornamente entsprechen dem Inhalt der Biloͤflächen. Der
Brundgedanke des ganzen Bildwerkes der Außenseite der Apsis ist
kurz ausgedrückt: Sünde, Tod und Teufel, und ihr Gegenteil: das Heil
in Christus.
Die Westfront
über die bauliche Gestaltung und den plastischen Schmuck der West—
front in romanischer Zeit läßt sich aus vorhandenen überbleibseln,
Heiligen, einem Löwen, Fragmenten Novotny, S. 10, wo auch von
Skulpturenresten an den Außenseiten berichtet wird), keine Vorstel—⸗
lung mehr machen. Als Ergänzung zum Thema der Apsisbilder, wo in
der Südfläche das Sondergericht nach dem Tode vorkommt, darf am
ehemaligen Westportal die Darstellung und Symbolik des Weltgerichts
erwartet werden. Der Eingang war wohl von Löwen flankiert
Plastik im Innernder Kirche
Im Innern der Kirche ist plastischer Schmuck nur an den vier Eck—
säulen des Chorquadrates angebracht: unter den Kapitellen auf dem
Säulenrund die vollplastischen Halbfiguren der Evangeliensymbole,
die das Buch aufgeschlagen vor sich halten und sich diagonal zum Raumeé
gegenüberstehen (Novoiny, S. 10 und 31, Abb. 2). Die Zuleilung der
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