Full text: Die geistige Botschaft romanischer Bauplastik

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perxaten werden, daß über die südliche Reihe die Aufschrift „Di e Sün— 
de“, über die nördliche „Das Gericht“ zu schreiben ist. 
Die südliche Reihe führt die Sünder ein mit einer stilisierten Folge 
von Hunden. Diese Hundeplatte befremdet durch die ornamentale Sti— 
lisierung im auffallenden Gegensatz zu den erzählenden Bildern der 
Folge. Sie gehört nicht einer anderen Zeit an (Tietze, S 114). Sie ist 
nicht von anderem Orte hieher eingefügt worden, sie gehört ursprüng⸗ 
lich zum Zyklus und an diesen Platz. Sie ist nicht abgeschnitten, sondern 
der Block reicht gerade soweit aus, um darzustellen, daß noch mehr sol— 
cher Hundepaare zu denken seien. Es ist eine offen bleibende Reihe, 
eine unbestimmte Vielzahl von Hunden, sie bricht ab, wo eine weitere 
Häufung unnötig ist. Es war eine Reihe ganz gleichartiger Tiere dar— 
zustellen, eine Verschiedenheit hätte den Beschauer irregeführt. Durch 
die Wie derholung des gleichen Motivs wird ein Rhythmus und dammut 
eine ornamentale Stilisierung nahegelegt. Die Zusammenfügung von 
entgegenstehenden Paaren mit einem gemeinsamen Kopf ist eine ur— 
alte, besonders aber dem romanischen Sil beliebie Formulierung, eine 
Mehrzahl von gleichen Wesen kurzgefaßt darzustellen. Wer sich in Loma— 
nischer Plastik mit Aufmerksamkeint für den Bildinhalt einigermaßen 
umgesehen hat, weiß Beispiele, wo in Reihen von bibdlichen' Darstel 
lungen Flächen mit Schlingen, Netzwerk, Flammenspiralen geradezu 
Bildwerk vertreten im Sinne von Teufelsmacht und —werk und Hölle, 
Flächen mit Palmen, Blattwerk, Lebensbäumen im Siune von Para— 
dies und Himmelreich. Solche sprechende Oruamente wurden gleichwer⸗ 
tig den Bildwerken verwendet. 
Diese Hundereihe nun, so auffallend, ja aufdringlich, am Anfang der 
südlichen Reihe, zunächst am Eingang in das Innere des Domes, in die 
Wohnung Gottes, in das Himmelresich, hat ursprünglich und hätte doch 
schon längst die bibelkundigen Ausdeuter aufmerksam machen können 
und erinnern sollen an die Stelle in der Geh. Offenbarung des hl. 
Johannes: „Draußen aber sind die Hunde.“ Kommi wirklich dieses 
Schriftwort in Betracht? Lesen wir den Zusammenhang in Offb. 22, 12: 
„Siehe, ich komme bald und mein Lohn ist mit mir, um jedem nach sei— 
nen Werken zu vergelten.“ Im Bogenfeld sehen wit Christus als Welt— 
richter kommen. Offb. 22, 13: „Ich bin A und O, der Anfang und das 
Ende.“ A und O sind meistens auf den Seiten des Buches angebracht, 
das der Richter in der Linken hält; vielleicht waren diese Buchstaben 
ursprünglich hier aufgemalt. Offb. 22, 14: „Selig, die ihr Gewand im 
Blute des Lammes waschen ... daß sie durch die Tore in die Stadt ein— 
gehen.“ Darauf kann das Bild an der Abschrägung des südlichen Kämp— 
feranfangs bezogen werden, wie wir bei der Einzelbesprechung sehen 
werden; der Eingang in das Haus Gottes stellt das Tor in die Stadi 
Gottes, in das himmlische Jerusalem vor. Offb. 22, 15: „Draußen stehen 
die Hunde ..“ Das Draußen vor dem Kirchentor Stehen der Büßer, 
am Fnger Stehen vor der Kirche war im Mittelalter üblich und ge— 
schah in der Vorhalle von St. Stephan in Wien, also hierselbst, nach 
Mailly, Deutsche Rechtsaltertümer (Wien, 1930, S. 222; siehe Schotten⸗ 
tor, S. 37, 41 f. 54; über Gerichtsverhandlungen in den Kirchenvorhal⸗ 
len S. 42, 45, 48 ebenda). „Draußen sind die Hunde und die “, Fort⸗ 
setzung der stilisierten Hundereihe, die einfach abbricht, wo die persön⸗ 
liche Darstellung der Sünden-Hunde angeht: die „Zauberer und die 
Unzüchtigen und die Mörder und die Gößendiener ünd jeder, der Lüge 
liebt und tut.“ Diese Aufzählung gibt die Titel für die Bilder der Zahl 
nach, wenn auch nicht in derselben Reihenfolge; die Verteilung der 
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