Mann hinter zwei um einander geschlungenen Stämmchen oder Stie⸗
len von Schlingpflanzen, deren Enden in Spiralen auslaufen. Er hält
sich unterhalb der Spiralen krampfhaft fest, als wollte er sich emporzie⸗
hen, befreien. Die Vorlage dieser Verschlingung waren gewiß um—
schlungene Schlangen, wie sie im ersten Joch des Südgangs an zwei
sämpfern zu sehen sind. In der Kryptazu Denkendorf winden sich
folche verschlungene Schlangen um einen sitzenden Mann; die Ahnlich-
keit des Motives fällt auf (Fastenau, Die romanische Steinplastik in
Zchwaben, S. 48, Abb. 36). Das ist ein Gefangener der Unterwelt.
Am ersten Bogenanfänger dieses Joches seen drei Köpfe über
einem Vierten, der zwischen beiden Unterschenkeln hervorschaut, also
eine akrobatische Körperverrenkung zeigt. Eine Gauklergruppe. Die
Gaukler, die fahrenden Leute waren aus der Kirchengemeinschaft aus—
geschlossen, wurden dargestellt als Sinnbilder leichtfertigen, sittenver⸗
derbenden Lebens. Man mag auch denken an die Pein im Gefängnisse
der Unterwelt nach der Vorstellung des Volkes, dem die Krummschlie—
hung aus der mittelalterlichen Strafordnung bekannt war, und das
den Satz gelten ließ: Womit man gesündigt hat, damit wird man be—
straft. Sarstellungen von Gauklern (Schottentor) in Verrenkungen,
ie oft abscheulich sind, finden sich an romanischen Kirchen in Frank—
reich, wie Be Caumont, Ed. Fleury u. a. mit Abbildungen nachweisen.
Auf die große Zahl von Bogenanfängern im Kreusgang, die keinen
Inhalt deutlich anzeigen, kann, wie gesagt, nicht eingegangen werden.
Der Zwischenpfeiler, der die Joche scheidet, trägt auf beiden Seiten
des Kämpfers Bildschmuck in zwei Zonen übereinander. An der Nord—
seite zeigt das Bild der unteren Zone eine Tänzerin, die sich rücklings
so tief beugt, daß sie mit Kopf und Händen den Boden berührt; neben
ihr we ein Musikant, der die Fiedel spielt. In der Herodesgruppe am
fuͤdlichen Kämpferfries des Riesentors von St. Stephan, in Wien
krümmt sich die tanzende Tochter ebenso tief, dabei ist ein Flötenspieler.
Tänzerinnen finden sich oft an Außenwänden der Kirchen als Bilder
der Verführung zu Ehebruch und anderen Verbrechen, Meineid und
Mord, so auch aͤm Schöttentor in Regensburg. Das durch den Rahmen
bon dieser Ssene getrennte Blattornament dient zur Ausfüllung der
Kämpferfläche und gibt keine Andeutung; nimmt man es zusammen
mit dem Blattwerk, das zur Schmalseite umbiegt, dann mag es in
chthonischem Sinne aufzufassen sein. Vorerst aber betrachten wir noch
die obere Bildzone. Sie schildert das Los der Verführer und der Ver—
führten; sie verfallen dem Tod und der Hölle. Ein Löwenhaupt in der
PMitte, der Tod, die unentrinnbare Macht, wird beiderseits von zwei—
beinigen Flügeldrachen mit Schlangenschwänzen, also Feuerdämonen
der Hölle in die Ohren gebissen, oder daran gehalten. Am Ohre jemand
festhaͤlten, ins Ohr kneifen bedeutet im alten Gebrauch soviel als ihn
mahnen, an ein Versprechen erinnern. Die Teufel mahnen den Tod,
ihnen pflichtgemäß Opfer zu liefern. In den Rachen des Löwen, in den
Tod wird ein lebender (aufrecht schwimmender) Fisch, der wohl entrin—
nen möchte, eingezogen; ein toter (auf dem Rücken schwimmender) Fisch
wird vom Drachen herausnegogen und in vege genommen. Die vom
Tod überraschte Sünderseele verfällt dem Feuerdrachen, ewiger Pein.
An der westlichen Schmalseite des Kämpfers erscheint zwischen den
Blättern eine Fratze mit langen Ohren, ein Dämon, der die unterwelt—
liche Bedeutung dieser Blätter bestätigt. Darüber füllt die obere Zone
ein Löwenpaar mit gemeinsamem Kopf, sonst über Eck gestellt, hier in
die Fläche gelegt, was nur ornamental zu nehmen ist. Ein Paar bedeu—